Dies wird eine spannende Woche für alle Freunde und Gäste unserer Friseursalons. Wir führen ab dem 1. Dezember ein neues, internes Karriere-System in unseren Salons am Ballindamm und in der Hamburger Meile ein. Die Idee ist ganz einfach und dennoch komplex. Ich werde mir von heute an bis Freitag Zeit nehmen, hier im Blog alle Facetten und Hintergrundinformationen mitzuteilen. Da unser neues System auch etwas mit Preisanpassungen zu tun hat, sollte dies besonders für unsere Kundinnen und Kunden interessant sein. Ihr werdet in dieser Woche jedoch nicht nur etwas über unsere Mitarbeiter und Salons erfahren, sondern auch mehr Hintergrundwissen über unsere Branche erlangen. Ich denke es wird informativ, spannend und anregend für alle die hier mitlesen.
Zu Beginn möchte ich darüber berichten was denn meine Motivation war, unser internes System zu verändern. Ich bin mir sicher wenn viele von Euch das verstehen und Ihr dies auch nachvollziehen können, dann ist schon viel gewonnen.
Fast alles was ich über „Selbstständigkeit“ gelernt habe, stammt von meinen Eltern – ganz besonders von meinem Vater, der in diesem Sommer leider verstarb. Meine Eltern haben mich sowohl als Kind, als auch später als Geschäftspartner gelehrt, dass „Solidarität“ ein ganz wichtiger Wert ist. Alle Menschen verdienen den gleichen Respekt, egal wie alt, welches Geschlecht, welche Hautfarbe, welche Religion und egal ob körperlich austrainiert oder mit Behinderung. Jede und jeder muss ernst genommen und wertgeschätzt werden. Ich denke Jutta und Uwe waren mit dieser Erziehnugsmaßnahme bei mir recht erfolgreich, denn dies ist meine DNA. So ticke ich. Als Mensch – und natürlich auch als Inhaber eines Friseurunternehmens. Alle Mitarbeiter gleich zu behandeln, egal ob Assistent, Azubi, Gesell*in, Friseurmeister*in oder an der Rezeption, das war für mich von Tag 1 an immer eine Selbstverständlichkeit. Und ja, darauf war ich auch stolz. Ich habe das immer so gelebt…
Doch Zeiten und Gesellschaften verändern sich. Das musste ich mir spätestens 2019 eingestehen. Da begann ich erst langsam – und dann immer schneller – umzudenken. Irgendwann war dann da plötzlich die Erkenntnis, dass ich es nicht mehr als richtig erachte, dass alle Mitarbeiter gleich behandelt werden sollten.
Gleicher Respekt? Na klar. Gleiche Wertschätzung? Selbstverständlich! Doch ich bin mittlerweile der tiefsten Überzeugung, dass man als Arbeitgeber nicht alle Mitarbeiter*innen gleich behandeln sollte. Wir sind nämlich nicht alle gleich. Es ist in der heutigen Zeit viel wichtiger und auch zielorientierter, nicht alle gleich sondern alle individuell zu behandeln. INDIVIDUALITÄT ist etwas, was immer mehr ausgeprägt ist. Jede und jeder von uns hat individuell andere Vorstellungen vom Leben und wie z.B. ein guter Arbeitsplatz aussehen sollte. Die/der eine wünscht sich mehr Geld, jemand anderes eine bessere Work/Life Balance und wieder jemand anderes strebt nach Weiterbildung und Inspiration. Es ist dieser spannende und motivierende Gedanke der mich angetrieben hat, dass ganze „Nicolaisen-System“ zu überdenken.
Im Februar 2020 habe ich allen Mitarbeiter*innen die Ergebnisse dieser Überlegungen präsentiert. Die Reaktion war größtenteils begeisternd. Ich wusste nach diesem Abend, dass ich einen Nerv getroffen hatte. Die Umsetzung war für April/Mai 2020 geplant. Doch dann kam… na klar…. Corona. Es folgten Verunsicherungen bei Gästen und Mitarbeitern, es gab Lockdowns und plötzlich war arbeiten nur noch unter sehr schweren Auflagen möglich. Dies alles kostet bis heute nicht nur Kraft und Energie, sondern auch Geld. Betriebswirtschaftlich war und ist dies eine schwere Zeit für uns. Das Risiko in solch einer Phase einen völligen System-Wechsels einzugehen, war mir schlicht und einfach zu hoch. Daher musste das „Karriere-System“ erst einmal in der Schublade bleiben.
Im September diesen Jahren beschlossen wir dann intern, dass wir nun endlich mit 1 1/2 Jahren Verspätung, zum 1. Dezember 2021 mit unserem neuen System durchstarten. Jetzt, ganz kurz vor dem Start, befinden wir uns in Deutschland plötzlich wieder innerhalb der Corona-Pandemie in einer sehr angespannten Situation. Natürlich war da auch kurz die Überlegung das neue System nochmals zu verschieben. Wir entschieden uns letztendlich gegen eine erneute, komplette Verschiebung, eben weil wir der Überzeugung sind, dass wir jetzt endlich loslegen müssen. Wir gehen dieses „Risiko“ jetzt ein. Jedoch setzen wir es im ersten Schritt nicht so konsequent um, wie ich mir das noch vor 14 Tagen vorgestellt und gewünscht habe. Ich befürchte die Aufmerksamkeit unserer Gäste wird gerade von anderen Nachrichten bestimmt – und es ist ganz wichtig dass unsere Gäste dieses neue System verstehen, gut finden und mittragen. Daher an dieser Stelle schon einmal meinen herzlichen Dank an alle, die diesen heutigen Text bis zum Schluss gelesen haben.
Was das ganze für unsere Mitarbeiter bedeutet, darüber berichte ich morgen.
Herzlich, Lars Nicolaisen