Hamburg ist bei Sonnenschein einfach unschlagbar. Seit Sonntag dürfen wir das endlich alle wieder einmal erleben. Und passend dazu treten heute in der Hansestadt weitere Corona-Lockerungen in Kraft. So öffnen zB Fitnessclubs und auch in den Hotels dürfen wieder Gäste übernachten – zumindest bis zu einer Auslastung von 60%.

Für unseren Beruf gibt es derweilen leider keine Lockerungen. Weiterhin müssen sich Mitarbeiter mehrmals die Woche testen und alle Friseurkunden benötigen auch künftig einen tagesaktuellen, negativen Coronatest. Von all den anderen Hygienemaßnahmen ganz zu schweigen. Da stellen sich für mich zwei Fragen:

  1. Hamburg hat mit „22,2“ den niedrigsten Inzidenzwert aller deutschen Großstädte. Doch im Gegensatz zu München, Frankfurt & Co dürfen Kunden in Hamburg weiterhin nur bedient werden, wenn sie einen tagesaktuellen, negativen Coronatest vorlegen. In sehr vielen Städten, Gemeinden und Bundesländern ist diese Hürde bereits wieder gestrichen worden. Warum bleibt diese Vorschrift in Hamburg bestehen? Ist sich der Hamburger Senat darüber bewusst, dass diese Maßnahme Friseure und Friseurkunden gleichzeitig trifft? Solch einen Test vorweisen zu können macht den Friseurbesuch komplizierter. Das machen zum Glück sehr viele Kunden mit, aber eben nicht alle. Wäre es nicht an der Zeit – bei 21 Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden in einer 1,8 Millionenstadt – diese Vorschrift zu kippen und Friseurbesuche wieder zu erleichtern? Das wäre auch für die Friseursalons ein gutes Zeichen, denn alle Kolleginnen und Kollegen die ich kenne und bei denen diese Vorschrift wieder gestrichen wurde, berichteten mir dass es eine sofortige Zunahme von Kundennachfragen gab. Das wäre unternehmerisch natürlich sehr wichtig.
  2. Wenn schon alle Mitarbeiter und Gäste tagesaktuell getestet sind – und in unseren Friseursalons hochwertige Luftreiniger der Firma Kärcher 99,9975% alle Viren (auch den Corona-Virus) mehrfach die Stunde aus der Luft filtern… warum müssen wir dann alle noch Masken tragen? Wäre es dem Hamburger Senat nicht möglich Geschäftsräume mit hochwertigen und starken Luftreinigern genau so zu bewerten wie zB die Außengastronomie? Das bei Innenräumen der Faktor „mit oder ohne Luftreinigungsfilter“ nie Erwähnung findet, ist schon enttäuschend. Ich behaupte, dass die politischen Entscheider nicht wie wir Dienstleister seit einem Jahr durchgehend von morgens bis abends eine Maske tragen mussten. Kann man sich eigentlich in all die Dienstleister versetzen, die wirklich von 09:00 Uhr bis 20:00 Uhr durchgehend eine Maske tragen? Jeden einzelnen Arbeitstag. Das ist unglaublich anstrengend und ermüdend. Wir haben all das sehr gern ertragen, weil wir unsere Gäste und auch uns schützen wollten – und weil wir uns jederzeit solidarisch verhalten wollen. Doch jetzt sind die Zahlen so weit unten, dass sicherlich auch eine Erleichterung für all die Menschen angebracht wäre, die nicht nur „ab und zu“ eine Maske aufsetzen mussten, sondern die dies seit über einem Jahr durchgehend durchgehalten haben. Mitarbeiter sind negativ. Kunden sind negativ. Luftreiniger filtern alle Viren aus der Luft. Was bitte soll da noch passieren?

Möglich ist immer alles, aber die Wahrscheinlichkeit sich mit dem Coronavirus in unseren Salons anzustecken ist so extrem gering, dass ich die Maßnahmen in Summe in der aktuellen Situation wirklich für übertrieben erachte. Daher erwarte ich sehr zeitnah von unserer politischen Führung weitere Lockerungen für das Friseurhandwerk und dessen Kunden. Gern mit Augenmaß, aber ich denke es wäre jetzt wirklich an der Zeit auch unseren Alltag ein wenig zu erleichtern.

Herzlich, Lars Nicolaisen