„Nicolaisen“ bleibt ab Montag den 23. März 2020 geschlossen

Diese Woche war und ist die beruflich anspruchsvollste Woche meines Lebens. Soviel ist mal sicher. Die Dynamik der Corona-Pandemie ist unvorstellbar intensiv und dramatisch! Am Dienstag haben Simona, Syringa und ich einen Plan erstellt, um für unsere Mitarbeiter, Kunden und für das Unternehmen bestmöglich durch diese Krise zu kommen. Neben dem Respekt vor einer möglichen Ansteckung, ist da auch immer die Angst vor den finanziellen Folgen. Unsere Mitarbeiter fragen sich, ob sie sich noch die Miete und den Kauf von Lebensmittel leisten können. Auch Simona und mich beschäftigen solche privaten Gedanken. Noch mehr als um uns machen wir uns aber Sorgen um unser Unternehmen, welches mein Großvater Max 1933 gegründet hat, und welches gerade die letzten 20 Jahre zu einer echten Erfolgsstory wurden. Corona hat die Kraft alles einzureißen. Ob es uns in ein paar Monaten noch gibt, ob wir noch über drei wundervolle Standorte verfügen – alles offen. Garantien gibt es nicht mehr.

Syringa, Simona und ich hatten am Dienstag den Plan geschmiedet bis Ende März die Salons noch ganz normal weiterlaufen zu lassen. Das hätte garantiert, dass wir noch Umsatz machen und wir somit allen Mitarbeiter am Monatsende ihren vollen Lohn überweisen können. Im April wollten wir dann die Arbeitsleistung auf 50% herunterfahren. 20 statt 40 Arbeitsstunden pro Woche, damit unsere Mitarbeiter nicht völlig auf das Kurzarbeitergeld angewiesen sind, sondern um auch hier bestmöglich durch diese schwere Zeit zu kommen. Das waren unsere Gedanken am Dienstag. Das ist erst fünf Tage her. Der Plan war gut – aber er ist nicht mehr zu halten. Somit wird ab Montag die 100% Kurzarbeiter-Regel eintreten.

Ein harter Schritt für unsere Mitarbeiter, aber diese werden zumindest ein wenig abgefedert. Für uns Selbstständige und für Unternehmen sieht es – Stand jetzt – richtig schlecht aus. Da gibt es noch keinen wirklichen Rettungsschirm. Ich möchte unseren Politikern gern die Zeit geben um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Diese Situation ist einmalig in unserer Geschichte – auch für alle Politiker. Das respektiere ich. Aber der Druck wächst, denn der Monatswechsel steht an. Unsere Vermieter von der Europa Passage und der Hamburger Meile sendeten diese Woche Signale aus, Anfang April „ganz normal“ (O-Ton) die Miete einzuziehen. Wahnsinn. Rechtlich möglich, moralisch schwierig. Im TV hört man Politiker wie Herrn Altmeier sagen, dass Unternehmen „unbürokratisch und schnell“ geholfen werden sollen. Das ist schön zu hören. Die Realität sieht – Stand jetzt – jedoch anders aus. Um an eventuelle staatliche Kredite zu kommen, müssen (noch) zahlreiche bürokratische Hürden genommen werden. Allein gestern erhielt ich 12 (!) Formulare die es zu bearbeiten gilt. Da stößt man ohne professionelle Hilfe schnell an seine Grenzen und man bekommt als Inhaber eines Familienunternehmens das Gefühl, dass nur Unternehmen die intern über Finanzrecht-Experten verfügen, hier eine echte Chance haben. „Unbürokratisch und schnell“ sieht anders aus. Die Hoffnung bleibt, dass in der kommenden Woche Lösungen gefunden werden. Aber das ist jetzt alles egal, denn es geht jetzt darum als Gesellschaft zusammen zu stehen und für die Menschen die man liebt und die man ins Herz geschlossen hat, die moralisch richtige Entscheidung zu treffen.

Ich habe heute früh unsere Mitarbeiter darüber informiert, dass unsere Salons heute letztmalig geöffnet sind und ab Montag geschlossen bleiben. Die Corona-Fallzahlen sind zu dramatisch. Gerade Hamburg ist ein Epizentrum in Deutschland. Warum unser neu gewählter Bürgermeister in solch einer Situation Friseursalons weiter geöffnet lässt, versteht bei uns niemand mehr. Auch viele unserer Kunden nicht, die in noch nie gekannter Zahl bei uns Termine absagten. Absolut verständlich. Somit macht es jedoch auch wirtschaftlich keinen Sinn mehr geöffnet zu haben. Wenn Herr Tschentscher diese Entscheidung nicht fällen möchte/kann, dann müssen wir Unternehmer das machen. Es geht um unser aller Gesundheit. Es geht um die Solidarität gegenüber den von Corona betroffenen Risiko-Gruppen. Es geht darum, jetzt alle gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.

Wir werden heute versuchen viele der Kunden, die in den kommenden 14 Tagen einen Termin haben, telefonisch zu informieren. Das Online-Anmeldesystem wird so lange deaktiviert, bis wir wissen wann wir wieder die Salons öffnen werden. Diesen Blog werde ich in den kommenden Wochen weiterführen und immer mal wieder über den aktuellen Stand bei uns zu informieren.

Was bleibt mir noch zu schreiben? In dieser für uns alle so schwierigen Zeit gab es für Syringa, Simona und mich ein echtes Highlight. UNSERE TEAMS! Wirklich jeder einzelne Mitarbeiter hat sich eingebracht!

Ich möchte mich von ganzem Herzen an dieser Stelle auch im Namen von Syringa und Simona für Euer Engagement bedanken. Ihr habt an vorderster Front gekämpft, habt die Salons besetzt und seid für das Unternehmen & unsere Kunden da gewesen. Die aktuelle Situation ist ein großer [Charakter] Test für uns alle. Es ist großartig zu sehen, welchen Beitrag jeder einzelne in dieser schwierigen Zeit leistet, sei es durch Anwesenheit, oder durch Ü-Stundenabbau, durch Minusstundenaufbau oder Urlaub. Alles hat geholfen und alles hilft.

Ich blicke mit Respekt, aber auch großer Zuversicht in die Zukunft. Wir werden diese „Prüfung“ meistern. Es wird eine Zeit nach Corona geben. Und dann sind wir „Nicolaisen´s“ wieder da. Und das so stark wie noch nie!

Bleibt gesund und achtet auf Euch und Eure Herzensmenschen!

Herzlichst,
Lars Nicolaisen