Kunden fragen nach privaten Hausbesuchen

Tag zwei der geschlossenen Friseursalons in Deutschland. Und schon werden einige Kunden nervös und versuchen Friseure privat zu kontakten, um zB die Haarfarbe aufgefrischt oder die Haare geschnitten zu bekommen. Was mir nicht nur unsere Mitarbeiter, sondern auch viele Kollegen berichten, ist völlig irre. Hallo? Es ist erst Tag 2! Wie wird es denn erst sein wenn Friseure zwei Wochen geschlossen sind???

Zu diesem Thema habe ich gleich 100 Gedanken im Kopf. Ich möchte heute jedoch nur zwei mit Euch teilen. Und diese betreffen 1x Friseurkunden und 1x Friseure. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich heute nicht speziell „Nicolaisen-Kunden“ und „Nicolaisen-Mitarbeiter“ anschreibe, sondern dass der heutige Beitrag ganz bewusst an alle Kunden und Friseure in Deutschland gerichtet ist.

Liebe Kunden, die Friseure in Deutschland haben in überwältigender Mehrheit bis zur letzten möglichen Stunde gearbeitet und waren für Euch da. Während Geschäfte schon geschlossen hatten, hatten Friseure bis zum Schluss ihre Salons geöffnet, um ihren Beitrag zu leisten und um für ein Stück „Schönheit“ und „Normalität“ in einem völlig verunsicherten Land zu sorgen. Seit Montag den 23. März, also erst seit 24 Stunden (!), sind Friseursalons Deutschlandweit geschlossen. Der Grund sollte jedem klar sein. Es gilt seit Montag in Deutschland ein KONTAKTVERBOT! Das man jetzt dennoch ernsthaft Friseure privat anruft oder per WhatsApp, SMS, E-Mail, Instagram, Facebook oder sonst wie anschreibt um anzufragen, ob Friseure nicht die Kunden privat besuchen können, um in den eigenen Wänden die Haare gemacht zu bekommen, macht mich ein Stück weit fassungslos. WAS HABEN SIE AN DEM WORT „KONTAKTVERBOT“ NICHT VERSTANDEN? Dieser Egoismus erschreckt mich. Ich finde solche Anfragen absolut unangebracht, unsolidarisch und unverantwortlich.

Liebe Friseure, so gern Ihr „Euren“ Kundinnen und Kunden helfen wollt, so denkt bitte auch daran was die Regierung uns jetzt auferlegt hat. Indem wir uns die nächsten Tage/Wochen KONTAKTLOS verhalten, retten wir Leben und unterstützen die wunderbaren Menschen, die in dieser Ausnahmesituation in Krankenhäusern, Arztpraxen und Behörden für uns alle arbeiten, um nicht solche Verhältnisse wie zB in Italien zu bekommen. Deutschland muss sich jetzt darauf verlassen, dass wir uns alle an die Spielregeln halten. Jeder zählt. Ausnahmslos. Man sollte sich auch über die Konsequenzen bewusst sein, wenn man den privaten Rufen & Bitten der Kunden nachgibt. Dies wäre dann klassische „Schwarzarbeit“. Diese ist strafbar, besonders in diesen Zeiten. Wer nämlich gegen die Allgemeinverfügung der Staatsregierung verstößt, kann mit einer Geldbuße in Höhe bis zu 25.000 Euro belegt werden. Oder es drohen bis zu fünf Jahre Haft, wenn jemand infiziert wird. Die Behörden rufen dazu auf im Interesse der Gesundheit aller, Verstöße nicht zu dulden, sondern zur Anzeige zur bringen. Ist es das wert? Die Corona-Pandemie ist wirklich ernst und wir haben ja bereits in den letzten Tagen unser Bestes gegeben. Bitte handelt verantwortungsvoll und solidarisch – und bleibt zu Hause und vermeidet jetzt Kontakt außerhalb der eigenen Familie.

Ich werde mich zu diesem Thema in den kommenden Tagen sicherlich noch einmal erneut zu Wort melden, denn diese erschreckenden Kundenreaktionen offenbaren natürlich auch interessante Erkenntnisse. Anscheinend ist unsere Tätigkeit für viele Menschen viel wertvoller, als dies bis jetzt in Friseurpreisen ausgedrückt wurde. Da schließe ich im übrigen unsere „Nicolaisen-Kunden“ ausdrücklich aus! Anscheinend haben sich aber viele Friseure bisher deutlich unter Wert verkauft. Das könnte sich in der Zeit „nach Corona“ ändern. Eine echte Chance für die Branche. Endlich!

Herzlich, Lars Nicolaisen