Reichlich Fassungslos habe ich dieses Zitat in dieser Woche auf Facebook bei meinem Kollegen Christian Funk gefunden. Noch fassungsloser wurde ich, als ich dann die Facebook Seite von der Deutschen Handwerks Zeitung besucht, und die dortigen Kommentare auf dieses Zitat gelesen habe. Allein meine Gedanken zu den Aussagen die dort getroffen worden sind, würden hier jeglichen Rahmen sprengen. Es ist unglaublich, mit wie wenig Wissen sich Menschen eine Meinung bilden, diese dann für sich als Wahrheit festmachen – und dies dann immer fröhlich raus in die Welt schreien. Sehr gern in sozialen Netzwerken, sehr sehr gern auf Facebook.

Mich hat dies aus zwei Gründen heute früh nachdenklich in den Tag starten lassen. Zum einen hinterfrage auch ich mich, ob ich mich nicht manchmal viel zu schnell zu einer Aussage provozieren lasse, ohne genügend Fakten zu kennen. Schließlich ist eine „gefühlte Wahrheit“ nur „gefühlt“ und nicht echt. Diese feine – aber wichtige (!) – Unterscheidung scheint in Zeitalter von Facebook, Twitter, WhatsApp & Co immer mehr abhanden zu kommen. Ich denke da können wir uns alle an die jeweils eigene Nase fassen und uns vornehmen ab sofort besser zu werden und ggf. nicht jedem Impulse der Aufregung nachzukommen.

Zum anderen bin ich natürlich schon bestürzt, wenn sogar der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks meint, mit 18 Euro für einen Friseurbesuch lassen sich angemessene, gute Löhne bezahlen. In welcher Welt lebt der eigentlich? Und wenn (wie in den Kommentaren bei der Deutschen Handwerks Zeitung) Personen meinen, dass 18 Euro für einen 10 Minuten Haarschnitt viel zu viel wären („Das sind ja 108 Euro Stundenlohn„), dann frage ich mich A wo geht so jemand eigentlich zum Friseur (10 Minuten für einen Haarschnitt?) und B versteht diese Person anscheinend auch nicht den Unterschied zwischen „Umsatz & Stundenlohn“, von Auslastungsberechnungen ganz zu schweigen…

Es gibt noch sehr viel Aufklärungsarbeit zu tun. Und da ist es wenig bis gar nicht hilfreich, wenn Herr Wollseifer, Präsident des Zentralverband des Deutschen Handwerks, sich mit solchen Aussagen zitieren lässt. Zugegeben, Herr Wollseifer muss an allen Ecken und Enden kämpfen, da kann einem schon einmal der ein oder andere Fehler passieren. Und seine jüngsten Aussagen bezüglich eines möglichen bundesweiten und branchenübergreifenden Mindestbeitrag für die Ausbildungsvergütung, kann ich hingegen nur loben:

Wir sind grundsätzlich der Ansicht, dass die Tarifpartner – und nicht der Gesetzgeber – Löhne und Gehälter bestimmen sollten. Sie kennen die regionalen und branchenspezifischen Unterschiede. Eine bundeseinheitliche Ausbildungsvergütung wird dazu führen, dass nicht mehr, sondern weniger ausgebildet wird. Und das nicht, weil einige Betriebe keine höhere Ausbildungsvergütung zahlen wollen, sondern sie es schlichtweg nicht bezahlen können.

Richtig.

Und dennoch bleibt bei mir heute „statt 8 sollten die Leute doch 18 Euro zahlen, dann können Friseure auch mehr verdienen“ im Kopf hängen. Und da überkommt mich wirklich eine Ohnmacht. Es ist so weit weg von der Realität, dass mir schlicht die Worte fehlen. Und das soll was heißen.

Na ja – ein paar Wörter habe ich ja heute dennoch gefunden 🙂

Herzlich, Lars Nicolaisen