XW9Z4894_2Lars Nicolaisen:

Die ersten Wochen im neuen Jahr stehen bei uns schon seit vielen Jahren im Zeichen der Planung. Eine gute Planung, eine individuelle Zielvereinbarung mit den Mitarbeitern und das Festlegen auf 2-3 Kernthemen die wir im neuen Jahr ausbauen und verbessern wollen, waren ganz wichtige Vorraussetzungen für einen positiven Geschäftsverlauf. Das hat sich bewehrt. Und daher waren meine letzten Tage und Wochen auch mit diesen Themen geprägt. Heute und nächste Woche stehen die letzten Mitarbeitergespräche an, und dann ist diese Phase abgeschlossen. „Endlich“ möchte ich fast schreiben, denn dieses Jahr empfinde ich diese Phase anders als die Jahre zuvor.

Damit kein Missverständnis aufkommt: Auch in diesem Jahr waren die ersten Wochen zwar anstrengend und raubten viel Energie, haben sich aber definitiv gelohnt! Die Mitarbeitergespräche verliefen ausnahmslos positiv und haben viel Spaß gemacht! Ich bin von der Richtigkeit dieses Vorgehens am Jahresanfang weiterhin zu 100% überzeugt! Was dieses Jahr jedoch „anderes“ war, war die Tatsache, dass ich auch gemerkt habe, dass ein gewisser Bogen nicht überspannt werden darf. Wann plant man „zu viel“? Wann läuft man Gefahr zu „bürokratisch“ zu werden?

Ich hadere ja mit 95% meiner Berufskollegen darüber, dass Friseursalons in Deutschland zu unprofessionell geführt werden, dass viel zu wenig sowohl auf die fachliche als auch auf die menschliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter geachtet wird, und man vieles ganz einfach dem Zufall überlässt. Ich gebe zu, ich bin schon ein Stück stolz darauf wie professionell und strukturiert wir als Familienunternehmen aufgestellt sind. Das war ein steiniger, langer und harter Weg, ist aber sicherlich auch eine ganz große Stärke von uns! Aber muss man aufpassen dass man nicht „zu strukturiert“ wird und sein Unternehmen zu sehr wie ein Großkonzern lenken möchte. Ich bin gerade an einem Punkt angelangt, an dem ich mich erstmals seit Jahren wieder frage, ob es nicht auch wertvoll sein kann, nicht  alles zu verplanen, sondern das man auch gewisse Freiräume ganz bewusst frei lässt!

Da ist sie wieder: Die Suche nach der „goldenen Mitte“. Wann ist es wertvoll und wichtig den Menschen in unserem Unternehmen gewisse Spielregeln aufzuerlegen, damit sie in einem professionellen Umfeld ein sicheres Gefühl haben und sich somit wohl fühlen und sich wunderbar entwicklen können. Und wann besteht die Gefahr, dass Regeln und Vorgaben das Engagement und die Individualität der Mitarbeiter einengen? Wann ist es gut ein Sicherheitsnetz zu spannen, damit man sich geborgen und sicher fühlt? Und wann verhindert ein Sicherheitsnetz aber auch die eigene Risikobereitschaft und die damit verbundene Kreativität? Ein schmaler Grad. Aber wichtige Fragen die Antworten benötigen, damit wir auf der einen Seite weiterhin viel professioneller aufgestellt sind als die meisten unserer Branchenteilnehmer, aber auf der anderen Seite wir auch nicht unsere Identität als kreatives Familienunternehmen verlieren!

Diese Suche nach der „goldenen Mitte“ wird mich sicherlich die nächste Zeit stark beschäftigen…

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