Das emotionale Thema „Impfungen“

Wenn ich in den Salons bin, dann frage ich die Mitarbeiter häufig, welche Themen gerade in den Salons mit den Kunden diskutiert werden. Ich stand ja selbst über 30 Jahre „am Stuhl“, habe selbst über drei Jahrzehnte die Schere und den Pinsel geschwungen und weiß daher nur zu gut, dass das was in Friseursalons diskutiert wird, in der aktuellen Gesellschaft wirklich Relevanz hat. Sehr oft gibt es gar nicht „das eine Thema“, auch wenn sich BILD & Co dies gern wünschen. Die Gesellschaft ist zu vielschichtig und zu bunt, als dass man sich auf ein Thema konzentrieren mag. Zum Glück ist das so! Doch „Corona“ verändert auch hier so einiges.

Natürlich war und ist „Corona“ in all seinen Facetten das weiterhin beherrschende Thema in den deutschen Friseursalons. Ob Lockdown, Testpflicht oder Kontaktnachverfolgung – in den letzten 1 1/2 Jahren wurde über nichts so viel diskutiert wie über „Corona“. Klar, es beeinflusst ja auch alle Bereiche unseres Lebens. Auch den Besuch eines Friseursalons. Deswegen ist es ja absolut verständlich, dass auch darüber oft gesprochen wird. Und das „Corona-Thema“ über welches aktuell am meisten und am emotionalsten diskutiert wird, ist das Thema „Impfungen“. Dazu möchte ich heute gern einmal Stellung beziehen.

Ich ganz persönlich hatte von vorn herein keine Bedenken mich gegen Corona impfen zu lassen. Egal mit welchem Wirkstoff. Ich persönlich vertraue der weltweiten, medizinischen Expertise und der ständigen Impfkommission in Deutschland. Als es mir möglich wurde mich impfen zu lassen, habe ich es getan. Ich bin seit gut sechs Wochen „durchgeimpft“, hatte sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Impfungen keinerlei Symptome. Ich fühle mich durch die Impfungen nun geschützter, sicherer und einfach „besser“. Wohlwissend, dass es keinen 100%igen Schutz gibt und ich mich trotz Vollimpfung noch anstecken kann. Ich persönlich denke auch, dass die Impfung der schnellste Wege ist, wieder ein Leben zu führen wie wir es vor dem März 2020 kannten und wie es für uns „normal“ war – und auch wieder sein sollte. Das wünsche ich mir. Und deswegen wäre es natürlich auch mein Wunsch, wenn 100% aller Menschen geimpft wären.

Nun habe ich aber im letzten Absatz ganz bewusst 3x mal das Wort „persönlich“ verwendet. Das was ich gerade beschrieben habe, sind meine persönlichen Empfindungen. Das Leben hat mir jedoch in den letzten über 50 Lebensjahren gezeigt, dass nicht alles so verläuft wie man sich das persönlich wünscht oder wie es für einen persönlich richtig erscheint. Das Leben ist bunt. Meinungen sind vielfertig. Das ist ein großes Gut und die Gesellschaft muss damit umgehen können. Dies bedeutet, dass auch andere Meinungen und Empfindungen ernst genommen werden müssen. Und dies bedeutet für mich beim Thema „Impfung“, dass Menschen nicht gezwungen werden dürfen sich impfen zu lassen. Niemand von uns hat eine Glaskugel in der man in die Zukunft schauen kann. Wissen wir, ob nicht in 10 oder 20 Jahren die Wissenschaft herausfindet, dass Impfstoff XY bei bestimmten Konstellationen doch zu Schädigungen führen kann? Ich halte das nach allem was ich darüber von Expertinnen und Experten gelesen habe, als nahezu ausgeschlossen. Auch gibt es meines Wissens nach bei allen zugelassenen Impfstoffen der letzten Jahrzehnte nicht einen einzigen Fall, in dem systematisch grobe Langzeitschädigungen bekannt sind. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir daher, dass wir als Bevölkerung den weltweiten (!) Expertenmeinungen von gefühlt 98,9% aller Medizinier:innen vertrauen können. Doch WISSEN tue ich es natürlich nicht. Insofern müssen wir als Gesellschaft hoffen, dass immer mehr Menschen Vertrauen in die Wirkweise der Impfstoffe bekommen und sich freiwillig impfen lassen.

Wie denke ich also als Unternehmen über das Thema „Impfungen“? Natürlich wäre es für mich in einer perfekten Welt so, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft sind. Sehr viele Mitarbeiter sind ja auch bereits vollständig geimpft. Das freut mich sehr. Aber auch bei uns gibt es Personen, die noch nicht bereit sind sich impfen zu lassen. Und so schade ich diese Einstellung empfinde, so sehr anerkenne ich sie auch. Diese Mitarbeiter sind natürlich weiterhin für mich ganz wertvoll und genießen bei mir höchsten Respekt. Davon rücke ich auch nicht um 1% von ab. Selbstverständlich wird niemand bei uns gezwungen sich impfen zu lassen. Doch hoffe ich mit diesem Beitrag, eventuell bei einigen Leserinnen und Lesern einen Denkprozeß in Gang zu setzen.

Die meisten von uns werden nicht viele Jahre Medizin studiert und sich auf die Entwicklung von Impfstoffen spezialisiert haben. Warum glaubt man dann ein paar kritischen Meinungen und Artikeln mehr, als die hundert- und tausendfach belegten Studien von Expert:innen? 2020 stand der Planet still. Die ganze Welt war in einem so noch nie gekannten Ausnahmezustand. Somit konzentrierten sich schnell die weltweit klügsten und fähigsten Köpfe aus der medizinischen Forschung mit höchster Konzentration nur um eine einzige Sache, nämlich einen Stoff zu entwickeln der uns aus dieser globalen Krise führt. Der Corona-Virus an sich ist ja auch nicht neu, war bekannt. Nur diese jetzt für den Menschen schwierige bis tödliche Variante musste erforscht werden. Ich bin „nur Friseur“. Ich besitze kein Expertenwissen in der Erforschung von Impfstoffen. Doch es ist für mich plausibel und auch nachvollziehbar, dass unter dieser einmaligen Konstellation durchaus wertvolle und wirksame Impfstoffe in recht schneller Zeit entwickelt werden können. Ich vertraue darauf. Und ich denke dies können wir alle tun. Daher hoffe ich auf eine sehr breite Akzeptanz in der Bevölkerung, „zwingen“ halte ich aber für den falschen Weg.

Es gibt selbstverständlich keinen Impfzwang bei uns im Unternehmen. Das gilt für unsere Mitarbeiter – und das gilt selbstverständlich auch für unsere Gäste. Alle drei Nicolaisen-Salons sind Orte, in dem wir die „3G Regel“ (geimpft, genesen oder getestet) so lange anwenden, solange dies behördlich möglich ist. Wir alle fühlen uns mit unseren Hygienekonzept und den zusätzlichen Luftreinigungsfiltern in den Salons absolut sicher – und das können sich unsere Gäste ebenso.

Ich wünsche uns allen einen guten Start in die neue Woche.

Herzlich, Lars Nicolaisen