Eigentlich suchten Simona und ich nur eine Friseurin die Simona während der Mutterschutz-Zeit ersetzt. Bekommen haben wir Petra, die am 1. August 1996 ihre Arbeit bei uns aufnahm und mit der wir heute ihr 25. jähriges Firmenjubiläum feiern.
Donnerstag der 1. August 1996 war ein grauer Tag. Immer mal wieder Regen bei 17 Grad Höchsttemperatur. Hamburger Sommer halt. Die Kelly Familie malträtierte die Radiostationen, während ich mich an „Breakfast at Tiffany’s“ von der Band „Deep Blue Something“ erfreute. Tom Cruise fuhr einen weltweiten Erfolg mit seiner ersten Verfilmung von „Mission: Impossible“ ein und ein Hamburger Autohaus freute sich, den für Hamburg exklusiven Zuschlag erhalten zu haben, um zwei Jahre später das „Swatch-Auto“ verkaufen zu dürfen. Gemeint war der Smart. Andere Zeiten.
Simona war zu der Zeit hochschwanger und Petra sollte sie für einige Monate ersetzen. Mittlerweile studiert unser Sohn Politikwissenschaft, lebt gar nicht mehr in Hamburg und Petra ist trotzdem noch da. Wie vor 25 Jahren enden ihre meisten Arbeitstage auch heute noch um 18:00 Uhr, weil ja auch Petra „Mutter“ ist und für ihren Sohn da sein will. Nun… meinem Kenntnisstand nach lebt der wundervolle Sohn auch schon lange nicht mehr zu Hause. Feierabend um 18:00 Uhr ist jedoch geblieben. Manches ändert sich dann doch nicht.
Ich glaube ich brauche an dieser Stelle die eigentlich wichtigsten Fakten kaum erwähnen. Petra ist eine tolle Friseurin und ein unglaublich wertvoller Mensch. Ohne dies, wäre es ja nie zu solch einer langen Zusammenarbeit gekommen. Doch wie so oft im Leben sind diese vermeintlich wichtigen Faktoren nur die Basis für Erfolg. Ohne sie geht nix… aber währen diese beiden Faktoren das einzige was uns verbindet, würden wir sicherlich heute nicht solch ein wunderbares Jubiläum feiern. Es sind andere Puzzle-Teile die zusammen gesetzt ein fertiges Bild ergeben.
Petra ist unglaublich professionell und gewissenhaft. Das sind zwei Eigenschaften die ich an ihr wirklich bewundere, die aber auch manchmal nerven können. Diese Werte sind wunderbar, weil man sich auf Petra wirklich zu 100% verlassen kann. Sie wohnt echt weit weg (deutlich vor den Toren Hamburgs) und muss seit 25 Jahren einen richtig langen Arbeitsweg mit dem Auto hinter sich bringen. Stau, Baustellen, Schneeeinbrüche und was es noch so alles gibt – nichts hält Petra davon ab pünktlich zu erscheinen. Dass sie mal nicht rechtzeitig im Salon ankam, kann man in 25 Jahren an einer Hand abzählen. Jede Kundin und jeder Kunden wird bestmöglich bedient und nach Hause geht’s erst wenn wirklich alles erledigt und aufgeräumt ist. Das bewundere ich an Petra. Doch diese hohen Maßstäbe setzt sie nicht nur bei sich, sondern auch bei allen anderen an, inklusive Chef. Dieses gewissenhafte Vorgehen ist grandios, doch es fällt ihr verdammt schwer auch mal 5 gerade sein zu lassen. Wehe man hält nicht zu 100% das ein was abgesprochen wurde. Egal welche Gründe auch dazu geführt haben, dass ein abgesprochener Weg im Laufe der Zeit ein wenig korrigiert werden musste – man sollte sich auf heiße, intensive Diskussionen mit Petra einstellen.
Ja, in 25 Jahren schien bei uns beiden nicht jeden Tag die Sonne. Ich bin mir sicher sie verfluchte mich so manches Mal und auch ich nahm Petra nicht jeden Abend in mein Abendgebet mit auf. Doch egal was uns auch manchmal gegenseitig störte – wir wussten immer tief im Herzen, wie wertvoll der jeweils andere ist. Zwischen uns gibt es ein blindes Vertrauen. Wir empfinden unsere Beziehung als so wertvoll und so besonders, dass wir beide immer einen Weg suchen und auch finden, der uns schnell wieder vereint. Da schließe ich Simona, Syringa und all die langjährigen Weggefährten mit ein.
Petra unterstützt mich und das Unternehmen seit vielen Jahren im Einkauf. Sie führt die Gespräche mit den Außendienstmitarbeiter:innen und sie ist die Hüterin eines monatlichen Budgets. Auch in diesen Punkten vertraue ich ihr blind. Petras herausragende Leistung in diesem Bereich hat dazu beigetragen und wird weiter dazu beitragen, dass wir uns an allen Standorten so positiv entwickelt haben und sicherlich weiter entwickeln werden. Auch wenn Petras Heimat der Salon in der Hamburger Meile ist, so ist sie auch für die anderen Standorte ein ganz wichtiger Faktor für den Erfolg. Und so ganz nebenbei…. es waren Petra & Syringa die mir 2006 den Rücken stärkten um das Abenteuer „2. Salon“ anzugehen. Ohne den Rückhalt dieser beiden, hätten Simona und ich eventuell den Weg der Expansion nicht eingeschlagen. Auch hierfür bin ich heute noch unendlich dankbar!
Wenn man so lange zusammen arbeitet wie wir, dann kennt man ganz genau die Stärken und Schwächen des jeweils anderen. Wir brauchen uns beide nichts mehr vormachen. Und wisst Ihr was? Diese Vertrautheit genieße ich am meisten. Diese pure Ehrlichkeit empfinde ich als Geschenk. Sie macht das Leben dann doch ein Stück weit leichter. Und so konnte ich vor einigen Tagen Petra sagen, dass ich heute Abend eventuell nicht komme. Oder wenn, dann wohl nicht lange bleiben werde. Heute Abend? Na klar, heute Abend wird in der Hamburger Meile dieses wundervolle – und für die Friseurbranche recht ungewöhnliche – Jubiläum gefeiert. Petra hat alles vorbereitet und freut sich am Abend auf aktuelle und ehemalige Weggefährten. Völlig zu recht! Mir persönlich ist jedoch nicht nach feiern zumute. Ich habe an diesem Wochenende meinen Vater beerdigt. Die Anspannung und die emotionale Anstrengung ist immer noch voll vorhanden. Der Tag heute ist voller Verpflichtungen und hat so einige berufliche Highlights zu bieten auf die ich mich freue – doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass mein Akku am Abend auf Null sein wird. Natürlich könnte man jetzt sagen „Stell Dich nicht so an„, doch wenn man diese Vertrautheit von der ich schrieb ehrlich meint und mit Leben füllt, dann bin ich mir sicher, dass wir beide wissen was wir einander haben – egal ob Abends das Glas gemeinsam erhoben wird oder nicht. Für den Fall dass ich nicht dabei bin, wünsche ich allen Teilnehmer:innen einen grandiosen Abend!
Petra, DANKE FÜR 25 JAHRE! Du bist ein ganz wichtiger Mensch in meinem/unserem Leben.
Herzlich, Lars Nicolaisen