brueckentage

 

Lars Nicolaisen:

In einigen Dingen bin ich ja ein eingebildeter Typ. Ich glaube zum Beispiel die Gabe zu haben mich sehr oft und sehr gut in andere Menschen hineinversetzen zu können. Ich nehme ebenfalls für mich in Anspruch, das meine Sichtweise nicht die einzig richtige sein muss. Klingt gut, oder? Finde ich auch. Aber ich behaupte nicht, dass ich alles und jeden verstehen kann!

Und solch ein Thema welches ich wohl nie wirklich verstehen werde, ist die deutsche „Brückentage-Kultur“. Klar, die Vorteile des Arbeitnehmers sehe ich sofort. Dank glücklich gelegener Feiertage mit nur wenigen eigenen Urlaubstagen eine möglichst lange, arbeitsfreie Zeit erwirken zu können, ist natürlich reizvoll. Keine Frage. Und dass es auch wichtig ist mal ein paar Tage länger als üblich seinen Akku wieder aufladen zu können, sehe ich auch als notwendig und positiv an.

Jedoch, ich bin in einer Arbeitgeberfamilie aufgewachsen. Ich sehe natürlich auch den Blick des Unternehmens. Und da bewerte ich „Brückentage“ ganz anders. Der Monat Mai mit seinen kleinen Feiertagen wie z.B. 1. Mai und Christi Himmelfahrt ist oftmals auch ein Monat, der recht unproduktiv ist und am Ende des Monats im Gesamtergebnis „schwierig“ werden kann. Wollen aber die Arbeitnehmer (wie jetzt bei zahlreichen Streiks in unterschiedlichsten Branchen sichtbar) zukünftig mehr Geld verdienen und sogar möglichst weniger arbeiten, dann frage ich mich wie das bezahlt werden soll. Die Geschichte von den Geschäftsführern die sich das Geld nur so in die Tasche stopfen während der einzelne Arbeiter für wenig Geld buckeln muss…, diese Geschichte glaube ich nicht. Man liest immer mal wieder darüber, und im Einzelfall und in bestimmten Finanzbranchen mag es das auch geben. Und dann muss das auch in den Medien angeprangert werden, denn auch ich finde dies absolut unmoralisch!

Aber das ist ja nicht die Masse. Ich denke die Masse an Selbstständigen und Führungspersonen sind so wie die Menschen in meiner Facebook-Freundesliste. Und da habe ich gestern am „Vatertag“ oft gelesen, dass man den freien Tag nutzt um im Büro in Ruhe mal etwas wegarbeiten zu können, um das Geschäft aufzuräumen oder um Projekte vorzubereiten. Das alles am Feiertag, damit man am nächsten Tag wieder im Geschäft für seine Kunden und Kollegen da sein kann. Und wenn dann Mitarbeiter zu solch einem Inhaber, Geschäftsführer o.ä. kommen und nach einem Brückentag „fragen“, dann kann ich auch die Seite verstehen, wenn das nicht mit einem verständnisvollem Lächeln begleitet wird.

In der heutigen Ausgabe der „Welt“ sind genau diese Gegensätzen zu finden. Ein Artikel darüber, dass vielen Arbeitnehmern die „Karriereleiter“ nicht mehr wichtig ist und zeitliche Freiheiten einen höheren Stellenwert haben als z.B. ein möglichst hoher Lohn. Ein paar Seiten später erscheint ein Artikel über Warnsignale für ein bevorstehenden Burn-Out…

Tja, es gibt halt alles. Und so bin ich auf der einen Seite immer dafür einen guten Ausgleich zwischen Arbeitszeit und Freizeit zu schaffen. Auf der anderen Seite muss ich aber auch auf das Interesse des Unternehmens achten. Und wenn schon viele Arbeitnehmer Brückentage nehmen um z.B. zum Friseur gehen zu können, dann müssen wir da sein! Dann muss der Ausgleich zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden. Hier den wirklich für beide Seiten besten Weg zu finden, ist immer die Königsaufgabe. Sehr schwer. Nicht immer zu 100% perfekt umzusetzen, sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer. Aber wer behauptet eigentlich dass das Leben immer leicht ist? Eben!

Und so wünsche ich heute allen Mitarbeitern, Kunden und Freunden unseres Unternehmens einen schönen Freitag – egal ob mit oder ohne Brückentag 🙂

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