IMG_5299 Kopie.JPG

Lars Nicolaisen:
Ab und zu bin ich mal TRAURIG. Ich denke ich bin ein recht emphatischer Mensch, und da das Leben nicht nur Sonnenschein zu bieten hat, kann das schon einmal vorkommen. WÜTEND bin ich hingegen selten. Es ist schwer mich aus der Ruhe zu bringen. FASSUNGSLOS bin ich wirklich noch viel seltener, da ich in meinem Leben schon viel erlebt habe. Gestern Abend war ich jedoch alles drei zeitgleich. Fassungslos, wütend und traurig. Was ist geschehen? Ein mir sehr bekannter Hamburger Kollege berichtete mir von einer Situation in der er sich aktuell befindet und fragte nach meiner Meinung. Folgendes hat sich zugetragen:

Eine junge Frau hat bei ihm jetzt im Juli ausgelernt. Der Friseurunternehmer ist bekannt für seine wertvolle Ausbildung, steckt dort unglaublich viel Geld und Engagement hinein. Diese junge Frau hat in ihrem letzten Ausbildungsjahr ihr Talent im Salon aufgezeigt und sich bereits einen eigenen Kundenstamm aufbauen können. Mein befreundeter Kollege hat ihr daher vor Ende der Ausbildungszeit eine Weiterbeschäftigung als Friseurgesellin angeboten, welche sie auch total gern annahm und den Vertrag unterzeichnete. So weit, so gut.

Nun legt diese Auszubildende vor der Hamburger Innung ihre Gesellenprüfung ab. Dort wird sie sofort nach der Prüfung von einem Prüfer aktiv angesprochen. Er gab ihr seine Visitenkarte und warb sie aktiv ab. Einige Tage später meldete er sich bei ihr über Facebook und wurde konkreter. Das eine junge Frau sich diesbezüglich geschmeichelt fühlt, ist ja nachzuvollziehen. Und so kündigte sie gestern bei ihrem Ausbilder und aktuellen Arbeitgeber, um im Salon ihres Gesellenprüfers im August anzufangen.

Ich bin wütend. Haben Prüfer nicht eine Verpflichtung zur Neutralität? Ich bin fassungslos über diese Dreistigkeit. Ich bin traurig für den betreffenden Kollegen der so viel Invest in diese Auszubildende gegeben hat – und am Ende so billig von einem anderen Kollegen vorgeführt wird, der sich anscheinend über alle moralischen Grenzen hinweg setzt.

Dieser Fall für sich ist schon schlimm. Mir geht es jedoch nicht nur um diesen Einzelfall. Mir geht es auch um den Verlust des Vertrauens gegenüber Institutionen wie z.B. Innungen. Aufgrund inhaltlicher Differenzen bin ich aktuell kein Hamburger Innungsmitglied. Das beeinträchtigt jedoch nicht meiner Achtung gegenüber den Menschen, die sich für die Hamburger Innung engagieren! Die Personen der Hamburger Innung die ich kenne, angefangen beim Obermeister Kentzler, über seine Assistentin Frau Schneeberger, bis zum Lehrlingswart Strehl… das sind alles tadellose Kollegen, die sich vorbildlich und mit ganz viel Herzblut für die Hamburger Friseure einsetzen. Sie alle genießen meine Bewunderung für das was sie tun und sie haben auch weiterhin mein volles Vertrauen.

@Friseurkollege aus Hamburg-Barmbek: Ich empfinde Ihre Handlung aus zweierlei Gründen beschämend. Zum einen, weil Sie als Friseurmeister und Prüfer wissen sollten, dass Sie mit Beginn der Prüfungsabnahme Ihren Hut als Unternehmer ablegen und sich der Neutralität verpflichtet fühlen sollten. Und zum anderen, weil Sie mit Ihrem Verhalten dem Ansehen Ihrer Prüfungskollegen massiv schaden. Meine langjährige Mitarbeiterin und Geschäftspartnerin Syringa Helweg nimmt seit Jahren in Hamburg Gesellenprüfungen ab. Von ihr weiß ich aus erster Hand, wie sie und wie viele andere Prüfer viel Zeit und Energie für die Prüfungsabnahme aufbringen und alles daran setzen stets fair und moralisch einwandfrei zu urteilen. Diesen vielen tollen Kollegen haben sie durch Ihr Verhalten einen Bärendienst erwiesen. Sehr, sehr peinlich!

Vorheriger Beitrag
Google Bewertungen
Nächster Beitrag
Transformation

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.