9. November. Feiertag. Heute vor 29 Jahren fiel die Berliner Mauer. Warum der heutige Tag nicht der „Tag der Deutschen Einheit“ ist, werde ich wohl nie verstehen. Es mag politisch dafür gute Gründe geben, emotional hat mich aber der 3. Oktober noch nie gepackt. Und wird er auch nie. Eine bürokratische Entscheidung. Im Gegensatz zum 9. November. Emotionen pur. Ich saß mit offenem Mund vor dem Fernseher und konnte die Bilder kaum glauben. Am 10. November (mitlesende Mitarbeiter jetzt bitte nicht weiter lesen) habe ich zum ersten und letzten Mal meine Arbeit geschwänzt. Es war ein Freitag. In meinem Terminbuch standen Kundennamen. Meine Eltern riefen an und fragten wann ich in den Salon komme. „Gar nicht“ war meine Antwort. Kurz darauf saß ich im Auto von Michael Jung und wir fuhren zu zweit nach Berlin um auch an der Mauer zu hämmern und diese Stimmung aufzunehmen…
Natürlich ist seit dem nicht alles gut gelaufen. Natürlich gibt es Verlierer. Natürlich kann man Rückblickend davon sprechen das Deutschland nicht auf Augenhöhe wiedervereint wurde, sondern dass der Westen den Osten unangemessen vereinnahmt hat. Ich denke das kann man so sehen, dass muss man jedoch nicht so sehen. Wie immer bei solchen großen, einschneidenden Veränderungen gibt es völlig unterschiedliche Sichtweisen – und alle haben ihre Berechtigung. Und diese unterschiedlichen Blickwinkel zuzulassen, dass ist die Herausforderung der wir uns alle stellen sollten und müssen. Diesen Willen erkenne ich leider aktuell nicht. Dank nationaler und internationaler Polarisierungen in Politik und Gesellschaft und Dank den Filterblasen in den sozialen Medien lässt anscheinend bei vielen Menschen die Bereitschaft nach auch andere Empfindungen und Sichtweisen zu akzeptieren. Eine traurige Entwicklung.
Ja, auch nach 29 Jahren gibt es zahlreiche Schwierigkeiten. Aber was wäre die Alternative? Hätte die Mauer nicht fallen sollen? Wollen wir im Jahr 2018 auch noch getrennt in BRD und DDR leben? Für mich undenkbar! Dafür habe ich schon viel zu viele tolle Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt kennenlernen dürfen. All diese großartigen Kollegen, Mitarbeiter, Kunden und Freunde möchte ich nicht mehr missen. Um nichts auf der Welt! Sie haben mein Leben bereichert und lassen mich auch heute wieder mit einem glücklichen Lächeln durch den Tag gehen.
Herzlich, Lars Nicolaisen