Druck

Das meist diskutierte Thema auf der Friseurfachmesse 2019 war keine Produkteinführung und auch kein Modetrend. Der Begriff über den am häufigsten Gesprochen wurde war: „Druck“. Auch bei meinen Meetings und Workshops am Montag und Dienstag wurde über nichts so sehr diskutiert wie über „Druck“. Druck welchen (mal gewollt mal ungewollt) Kunden aufbauen, Druck welchen die Mitarbeiter im Alltag empfinden und Druck denen die Unternehmer ausgesetzt sind. Dieses Phänomen scheint überall zu herrschen und macht auch nicht vor unser Tür halt. Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche gab es in zwei unserer Salons Team-Meetings, in dem sich auch sehr vieles um „Druck“ drehte.

Auch ich spüre diesen Druck. An einigen Tagen mehr, an anderen weniger. Und auch wenn sich in meinem persönlichen Umfeld sehr viele Friseure befinden und ich daher aus erster Quelle weiß, dass dieses Druckgefühl sowohl in kleinen Familiensalons als auch in großen Salons und Filialunternehmen vorherrscht, so ist dieses Gefühl ja nicht Friseurexklusiv. Ich denke alle jetzt mitlesenden Kunden die einem völlig anderen Beruf nachgehen, können dies bestätigen. Gestern im Salon Hamburger Meile traf ich eine langjährige Kundin die in der IT-Branche tätig ist. Ich fragte wie es ihr ginge. Sie antwortete „Eigentlich ganz gut, aber in unserer Firma ist eine hohe Unzufriedenheit, weil dieser „Druck“ ständig zunimmt.

Es gibt natürlich unterschiedliche und vielschichtige Gründe warum Druck entsteht. Es gibt nicht diese „eine Schraube“ an der man drehen muss und alles ist wieder Supi, sondern es gibt viele kleine Schrauben die gedreht werden müssen um Schrittweise wieder mehr Leichtigkeit zu erlangen. Und man muss schauen was „echter“ und was „gefühlter“ Druck ist. Am Ende ist es natürlich egal ob man Druck faktisch belegen kann, oder ob der „nur“ im Kopf eines jeden Einzelnen ist. Wichtig ist, dass auf verschiedenen Ebenen daran gearbeitet wird, möglichst Druckbarrieren abzubauen.

Warum schreibe ich dies heute? Weil mich wohl kein Thema beruflich in den kommenden Wochen mehr beschäftigen wird, als die Schrauben zu suchen und zu finden die helfen können, unnötigen und unangenehmen Druck aus dem Alltag zu nehmen.

Mir ist durch die Gespräche mit den Kollegen zum Wochenbeginn und mit den Mitarbeitergesprächen in dieser Woche bewusst geworden, dass es jetzt notwendig sein wird, gleich zu Beginn eine Operation am Herzen in unserem System vorzunehmen. Eine Neuausrichtung unseres Farb-Preis-Systems steht ganz oben auf meiner Prioritätenliste.

Der Farbanteil in unseren Salons ist erfreulicher Weise sehr hoch. Die Farbkompetenz bei unseren Mitarbeitern ist auch wirklich extrem hoch. Immer mehr Kunden strömen in unsere Salons um aufwendige Farbdienstleistungen zu erhalten. Doch schon beim ersten Schritt sich hierfür anzumelden, entstehen weitreichende Fehler. Aufgrund der von uns verwendeten, eigenen Dienstleistungs-Bezeichnungen sind Kunden (und besonders Neukunden) verständlicher Weise völlig überfordert. Sie wissen was sie wollen – finden dazu aber nicht die passende Dienstleistung. Und so wird zB ein „Farbspiel Professionell“ gebucht, obwohl dies für uns intern bedeutet, dass dafür beim Stylisten nur 30 Minuten reserviert werden – die Kundin aber sehr lange Haare hat und eigentlich eine Farbdienstleistung wünscht, für die die Stylistin bzw. der Stylist 75 Minuten benötigt. Dies kommt aktuell wirklich sehr häufig vor. Täglich! Und dass dies unnötigen Druck (bei Mitarbeitern UND Kunden) verursacht, ist sicherlich leicht nachvollziehbar. Hier benötigen wir ganz schnell eine deutliche Verbesserung.

Ab sofort gehe ich dieses Thema mit der höchsten Priorität an. Hinter den Kulissen benötige ich Unterstützung, dies schnell auch technisch umsetzen zu können. Die Zeichen hierfür stehen sehr gut. Und mit Mitarbeitern aus allen Salons starten jetzt Gespräche wie wir eine deutliche Verbesserung in der Terminierung erhalten können. Ziel ist es bereits in Kürze unser Farb-Dienstleistungsangebot völlig neu auszurichten. Sobald es soweit ist, werde ich hier im Blog erneut darüber schreiben und berichten.

Ich bin mir sicher am Ende werden alle gewinnen. Kunden finden leichter ihre Wunschdienstleistung und erhalten so auch vorab einen realistischen Kostenvoranschlag – und die Mitarbeiter haben im Salon genau die Zeit die sie benötigen, um jeden einzelnen Kundenwunsch individuell noch optimaler umsetzen zu können. Alle gewinnen – und darauf freue ich mich!

Ich wünsche uns allen einen möglichst druckfreien und schönen 4. April. Herzlichst – Lars Nicolaisen