Wie in jedem Jahr, so blicke ich auch in diesem Jahr zurück auf ein aufregendes Blog-Jahr. 2018 war ein sehr erfolgreiches Jahr für diesen Blog. Über 160.000 mal wurden unsere Seiten aufgerufen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 1 Minute und 59 Sekunden pro Seite – ein geradezu phänomenal hoher Wert. Völlig ungewöhnlich! Herzlichen Dank für so viel Interesse.

Hier nun die 10 “erfolgreichsten” Beiträge des Jahres. Heute Platz 2 vom 30. November 2018:

HELMUT WINTER

Simona und ich sprechen in diesen Tagen mal wieder vermehrt über den Sinn des Lebens. Wir sind dankbar und betroffen zugleich. Dankbar, weil wir gestern unseren 28. “Kennlerntag” feiern durften und es das Leben (im Großen und Ganzen) bis jetzt recht gut mit uns gemeint hat. Betroffen, weil wir erst wieder einen traurigen Auslöser benötigten, um uns darüber überhaupt im Klaren zu sein. Die Nachricht des Todes von Helmut Winter hat uns viel stärker getroffen als wir dies erwartet hätten.

War Helmut ein enger Freund von mir? Nein. Waren wir zumindest so gut befreundet, dass man sich gegenseitig zu Weihnachten oder zum Geburtstag angerufen und gratuliert hat? Nein. Helmut Winters Kontaktdaten oder Telefonnummern stehen noch nicht einmal in meinem Adressbuch. Helmut war ein bayrischer Friseurkollege aus Nürnberg. Helmut war genau wie ich ein Intercoiffure-Mitglied. Wir trafen uns eigentlich nur auf Kongressen, Regiotagungen und auf Intercoiffure-Events. Ich muss zugeben, auch wenn wir uns seit sehr vielen Jahren bekannt sind, so kannte ich den Menschen Helmut Winter kaum. Jedoch… manchmal bedarf es gar nicht vieler Worte um zu spüren dass vor einem ein besonderer Mensch steht. Helmut strahlte so viel Kraft und Lebensfreude aus, dass es ansteckend war. Ich erinnere mich aber auch über tief gehende Gespräche, die mit ihm ebenfalls jederzeit sofort möglich waren. Zwischen uns war eine hohe Vertraut- und Offenheit. Vielleicht tat es unserer “Beziehung” und unseren Gesprächen sogar ganz gut, dass wir gerade nicht “eng” miteinander waren. Helmut hatte sein Herz am rechten Fleck, das spürte man sofort. Ja, Helmut war schlicht und einfach ein toller Mensch. Punkt.

Wenn ich manchmal gefragt werde warum man als Friseur “Intercoiffure” werden soll, dann glaube ich erwarten die fragenden Kollegen eine “Kosten-Nutzen-Übersicht” von mir als Antwort. Dann erwarten sie harte Fakten was sie denn von ihren jährlichen Mitgliedsbeiträgen alles bekommen. Ich denke wir Intercoiffure brauchen solch eine Überprüfung nicht zu fürchten, aber der einzig wahre Grund für mich ganz persönlich, warum ich mich bei Intercoiffure schon seit über drei Jahrzehnten engagiere ist der, dass ich die Chance erhalte Menschen wie Helmut Winter zu treffen und kennen zu lernen. Ich freue mich immer auf das jeweils nächste Intercoiffure-Event, eben um die Gelegenheit zu bekommen Typen wie Helmut Winter wiederzusehen, auch wenn wir darüber hinaus kaum privaten Austausch pflegen. Helmut Winter hat mein Leben mehr bereichert als er dies sicherlich je gewusst haben wird.

Ich hoffe wirklich, dass heute und in den kommenden Tagen keine Kundin einen Haarschnitt oder eine Haarfarbe reklamiert. In solchen Phasen denke ich nämlich immer “Gibt es etwas unwichtigeres als unseren Job? Ist es nicht scheißegal wie man am Haar aussieht?” Natürlich weiß ich, dass es nicht “scheißegal” ist und das wir Friseure nicht nur tolle Frisuren und Stylings zaubern können, sondern dass wir sehr viel zu der Wertschätzung und zum Wohlbefinden unserer Kunden beisteuern. Der Friseurberuf ist ein viel anspruchsvollerer und wichtigerer Beruf als dies viele Menschen vermuten. Aber in Phasen wie diesen möchte ich wirklich nicht darüber diskutieren ob das Blond nicht noch einen Tick blonder hätte sein können…

Unsere Gedanken sind in diesen Tagen bei seiner Frau Ute, seiner Tochter Nicole, seiner Familie und bei seinen Mitarbeitern.

Herzlich, Lars Nicolaisen

Anmerkung im Dezember 2018: Ich habe zuerst überlegt ob ich diesen Beitrag einfach überspringe und gar nicht erst in den TOP 10 des Jahres veröffentliche, obwohl er mehrere Tausend mal angeklickt und gelesen wurde. Mir ist es unangenehm. Ich möchte eigentlich mit solch einem persönlichen Beitrag nicht „erfolgreich“ sein. Ich habe mich am Ende aber doch dafür entschieden, weil es Helmut verdient hat an ihn zu erinnern. Und weil es zeigt, dass wir mit diesem Blog etwas besonderes geschaffen haben. Es zeigt, dass man auch in der heutigen, schnellen Zeit mit all seinen sozialen Netzwerken nicht nur mit seelenlosen Gewinnspielen Menschen für sich gewinnen kann, sondern auch mit persönlichen Themen und Gedanken. Ich bin sehr dankbar über so viel Empathie in unserer Leserschaft.