NICHT Janz Berlin is eene Wolke!

Es ist eine gute Tradition dieses seit 2012 bestehenden Friseur-Blogs, dass ich hier nicht nur ständig über uns schreibe, sondern Euch auch immer mal wieder mit sonderbaren Geschichten Abseits unseres Salonalltags in Berührung bringe. So wie heute.

Schaut mal ein wenig genauer auf dieses Foto. Was seht Ihr? Einen Friseursalon, der die besten Jahre allem Anschein nach schon hinter sich hat, und ein Restaurant/Cafe/Bar. Irgendetwas davon. Richtig? Richtig. Ebenfalls erahnen kann man, dass das Wetter zum Zeitpunkt des Fotos recht sonnig und warm gewesen sein könnte… und das der Stadtteil in dem das Berliner Foto aufgenommen wurde, nicht unbedingt Berlin-Mitte ist. Alles komplett korrekt. Nun die Geschichte zu diesem Foto:

Simona und ich waren letztes Wochenende in Berlin. Wir haben unsere Brompton-Fahrräder ins Auto gepackt und sind dann bei bestem Wetter mit unseren Rädern quer durch Berlin gefahren. Wir lieben das total, egal wo wir sind. Wenn möglich werden die Brompton´s immer zusammen gefaltet und mitgenommen. Gerade Berlin bietet sich für solche Radtouren außerordentlich an, denn Berlin ist so unfassbar spannend mit dem Rad zu erkunden.

Ich habe Euch hier mal ein Foto meines Brompton Fahrrades eingefügt. Ist wirklich super. Konzipiert in London für das urbane Leben in einer Großstadt. Lässt sich super fahren (nicht zu vergleichen mit einem klassischen Klapprad) und kann man ganz klein zusammen falten. Auf Wunsch gibt es die Fahrräder mittlerweile auch elektrisch als E-Bike. Simona und ich lieben unsere Bromptons. Mehr Infos hier. Nun aber genug der Werbung, schließlich werde ich dafür nicht bezahlt. Die Empfehlung kommt aus tiefster Überzeugung und Begeisterung!

Simona und ich waren also letzten Freitagnachmittag auf dem Fahrrad kreuz und quer in Berlin unterwegs. Irgendwann reichte es auch mal und wir hatten Lust etwas zu trinken und ggf. auch eine Kleinigkeit zu essen. So sind wir dann im Schritttempo an einigen der wirklich unzähligen Lokale vorbei gefahren. Wir entdeckten ein Lokal an dem es sehr lecker aussehende neapolitanische Pizzen gab und einige Tische frei waren. Kein Wunder, war es doch 17:00 Uhr. Zu spät für Mittag, zu früh zum Abend. Also für Simona und mich perfekt. Wir entdeckten diesen kleinen Zweiertisch (welchen Ihr auf dem Foto rechts gut sehen könnt) und stiegen von unseren Fahrrädern ab. Wir falteten die Fahrräder zur knappen Hälfte zusammen. Simona stellte das Rad dann neben den Tisch an die braune Steinwand. Ich wollte meines gerade dazu stellen, da kam eine Kellnerin vom Lokal auf uns zu und sagte: „Da könnt Ihr Eure Räder nicht abstellen.“ „Okay, und wieso nicht?“ fragte Simona. Die Antwort: „Ich weiß nicht ob der Friseursalon heute noch einmal öffnet. Wir wollen keinen Ärger.“

😮

Verwunderung und Verständnis hielten sich bei uns da noch die Waage. Okay, es ist Berlin. In allen anderen Städten würden mir dieser Friseursalon und das Rolltor signalisieren, dass der Salon gar nicht mehr geöffnet wird… also nie mehr. In Berlin mag das anders sein. Das Rolltor geht auf und dahinter befindet sich ein total angesagter Szene-Friseur der Freitags erst um 18:00 Uhr öffnet und wo dann bis Mitternacht die Post abgeht. In Berlin absolut denkbar.

„Okay pass auf, wir falten die Räder ganz klein, stellen sie hier an den kleinen Steinkübel mit der Tanne – und sollte der Salon tatsächlich öffnen und die Kolleginnen oder Kollegen sollten sich daran stören, dann werden wir die Räder von dort noch wegnehmen.“ Das war Simona – und ich fand ihren Vorschlag ziemlich gut. An dieser Stelle müsst Ihr wissen, dass unsere Bromptons beides E-Bikes sind die man schlecht anketten – dafür aber sehr schnell wegtragen kann. Also von Fremden. Das ist der Grund, warum wir sie immer sehr gern bei uns nah dran haben. Der Vorschlag war klasse… aber nicht für die Kellnerin. „Nee ey echt nicht. Das geht nicht… Da muss der Platz sauber bleiben. Ihr könnt die Räder da nicht abstellen.“ In der Sekunde wusste ich, dass es wohl mit einer neapolitanischen Pizza heute nichts wird. Zumindest nicht hier am Kiez vom Kottbusser Tor, wo ja sichtbar sehr viel Wert auf Reinheit und Ordnung gelegt wird.

Wir zogen von dannen und haben dann ein anderes, absolut empfehlenswertes kleines Lokal am Prenzlauer Berg gefunden. Die Spaghetteria in der Kollwitzstrasse ist wirklich wunderbar. Handgemachte Pasta und nur eine kleine Auswahl an Soßen, dafür aber alles auf den Punkt. Dazu super freundliche Servicekräfte – und unsere Räder konnten wir auch bei uns behalten. So soll es doch sein.

Was sagt uns die Geschichte? Nun, zunächst würden wir wirklich gern wissen ob jemand zufällig den Friseursalon kennt. Ist der noch aktiv? Wir würden es echt gern wissen und drücken die Daumen dass es so ist. Wer den Salon erkannt hat, schreibt uns gern eine E-Mail an office@nicolaisen-hamburg.de. Zum anderen fragen wir uns, ob die Inhaberin oder Inhaber des Lokales weiß, wie „freundlich“ wir uns von der Mitarbeiterin behandelt gefühlt haben. Vielleicht waren wir zu alt? Oder mit unseren Rädern zu spießig? Oder nicht abgefahren bzw nicht ordentlich genug? Egal was es war – das Gefühl hier nicht gewollt zu werden, war sofort spürbar und unangenehm. An dieser Stelle hinterfragen wir uns dann immer, wie sich unsere Kundinnen und Kunden fühlen, besonders wenn sie das erste Mal bei uns sind. Versprühen wir auch solch unangenehme Vibes? 100% auszuschließen ist das ja nicht! Eventuell ist die Kellnerin von dem Lokal in Wirklichkeit ein wunderbar freundlicher Mensch und liebt ihren Job, nur kamen Simona und ich zu einem falschen Zeitpunkt vorbei, an dem sie gerade total genervt und gestresst war. Kennen wir Dienstleister das nicht auch aus unserem Berufsleben? Sind wir immer perfekt, zuvorkommend, freundlich und vergreifen uns nicht ein einiges Mal im Ton? Also für mich und für uns in allen drei Nicolaisen-Salons würde ich in Anspruch nehmen, dass so etwas eigentlich nie vorkommt… oder doch? Die Geschichte hat meine Aufmerksamkeit für dieses Thema zumindest wieder geschärft.

Unser Wochenende in Berlin haben wir genossen. So wie immer wenn wir in Berlin sind. Simona bat mich über unser Erlebnis mal wieder einen neuen Blogbeitrag schreiben. Hiermit getan 😀

Herzlichst, Lars Nicolaisen