RIP PETER POLZER

Ein ganz Großer hat uns Hamburger und die deutsche Friseurszene verlassen. Gestern erfuhren wir, dass bereits heute vor einer Woche Peter Polzer im Alter von 87 Jahren gestorben ist. Mein Mitgefühl gilt seiner Frau, seiner Familie sowie seinen Angehörigen und engen Freunden.

Ich gebe es ohne Umschweife zu: Peter Polzer war und ist für mich ein Vorbild. Als mich mein Unternehmensberater vor 13 Jahren fragte was mein Ziel als Friseurunternehmer sei, antwortete ich ihm: Ich möchte ein Friseurunternehmen mit so viel Strahlkraft errichten wie es Peter Polzer geschafft hat.

Peter Polzer war für mich immer eine Inspirationsquelle. Ich habe die Peter Polzer Salons nie als Konkurrenz angesehen. Bis heute schaue ich voller Respekt und Anerkennung in die Geschäfte.

Wann immer ich im Salon Neukunden sitzen hatte die von sich aus erzählen wollten, wo sie überall schon unglücklich rausgegangen sind, dann sagten die meisten von ihnen: „Ich war bei den besten Adressen der Stadt. Bei Marlies Möller. Bei Vidal Sassoon. Bei Peter Polzer.“ Und immer wenn ich das hörte, dachte ich bei mir: „Also ich möchte ja keine Kunden verlieren. Aber natürlich sind auch bei uns nicht alle Kunden glücklich und kommen nur einmal und dann nie wieder. Doof. Doch wenn ich sie schon verliere, dann würde ich gern auch genannt werden. Ein Teil dieser Aufzählung zu sein ist dann ja irgendwie doch schon so etwas wie ein Ritterschlag.“

Ich erinnre mich noch gut daran, dass Peter Polzer auf einem Empfang einmal direkt auf mich zusteuerte um mit mir über die Branche zu diskutieren. Er interessierte sich dafür, wie ich einige Branchenentwicklungen einschätze. Bei dieser Unterhaltung spürte ich schon so etwas wie stolz. Peter Polzer war interessiert an meiner Meinung. Wow. Das fühlte sich toll an.

Ich durfte im Laufe der Jahre des öfteren mit „Pepo“ diskutieren. Er war in all den Gesprächen immer sehr schnell, geistreich, kultiviert, fokussiert, detailbesessen und er konnte ungenaue Aussagen nicht ertragen. „Na Herr Nicolaisen, wie hoch ist denn Ihr aktueller Verkaufsanteil?“ „So um die 10%“. „So um die 10%? Wissen Sie das nicht genau? Sind Ihnen Zahlen egal? Haben Sie Ihr Unternehmen überhaupt im Griff?“

Wir blieben bis zum Schluss „per Sie“. Das war für mich völlig okay. Zu groß war und ist mein Respekt vor seiner Lebensleistung. Mit ihm zu diskutieren war unglaublich bereichernd und spannend. Um jedoch bei den Gesprächen eine gegenteilige Meinung zu vertreten, dafür brauchte es schon ganz schön viel Mut, Selbstvertrauen und extrem gute Argumente.

Was Peter Polzer nie gewusst hat – und was ich ihm nun leider nicht mehr sagen kann – ist die Tatsache, dass er nicht nur für mich als Hamburger Friseurunternehmer ein Vorbild war, sondern dass er mich auch ganz persönlich stark geprägt hat. Peter Polzer hat meine innere Einstellung zur Sprache maßgeblich beeinflusst.

In einem Gespräch erklärte er mir einmal, wie wichtig für Ihn „Sprache“ sei. Dass er manchmal vor wichtigen Gesprächen oder Vorträgen einen Stift und einen Zettel am Bett liegen hat, damit er Wörter aufschreiben kann die ihm Nachts durch den Kopf gehen. Dass das richtige Worte wie ein Schlüssel zu den Menschen sein kann.

Mich hatte das damals wahnsinnig beeindruckt. Und so änderte ich zB mit einem Schlag meine Vorbereitungen für meine Friseur-Shows. Plötzlich war mir auf der Bühne die Erklärung eines Haarschnittes genau so wichtig wie der Haarschnitt selbst. Und diese Liebe zur „Sprache“ wurde in all den Jahren immer größer und zieht sich bis heute durch mein Leben. Heute bin ich nicht mehr als Friseur, sondern als Speaker auf der Bühne. Seit 2012 schreibe ich diesen Blog. Ich moderiere einen Podcast, bei dem ich auch mit meiner Sprache Menschen erreichen möchte. Und ich schreibe eine monatliche Kolumne für die Fachzeitschrift TOP HAIR. Dies ist übrigens eine Kolumne, die vor mir der wunderbare Wolf Davids geschrieben hat, der damals wiederum die Kolumne übernommen hatte von….. Peter Polzer! So schließt sich ein Kreis.

Mit Peter Polzer verlässt uns eine prägende Persönlichkeit. Ein Macher. Ein Mann mit Ecken und Kanten. Ein Visionär. Ein Vorbild.

RIP Peter Polzer.