Marc Breckwoldt war der Lockvogel. Er rief Wolf Davids an. Der verbrachte die Sommermonate mit seiner Frau Gaby auf Ibiza. Dort haben sich die beiden, nachdem sie viele Jahrzehnte hart dafür gearbeitet haben, einen zweiten Lebensraum eingerichtet. „Wolf, hier ist Marc. In Kürze werde ich mit wichtigen Ryf-Führungskräften für ein Wochenende nach Mallorca reisen. Dort möchte ich sie auf die nächsten 12 Monate einschwören. Wäre es möglich, dass Du am ersten Abend dazu kommst und uns einen Überblick über die aktuelle Friseurbranche gibst? Palma ist ja für Dich nur einen Katzensprung entfernt.“ Wolf sagte zu. Was danach passierte, werden alle Menschen die damals dabei gewesen sind, niemals vergessen.
Als Wolf das verabredete Lokal betrat, konnte er zunächst gar nicht begreifen wer da vor ihm Stand. Es waren gar keine Ryf-Führungskräfte, sondern jahrzehntelange Weggefährten. Branchenteilnehmer und Ehepaare, die ein ganz enges Verhältnis zu ihm haben. Auslöser für diese Idee waren Manfred Hohmann und Marc Breckwoldt. Branchenfreunde die mit Wolf ein ganz besonderes Verhältnis haben, sollten sich einmal bei ihm für all seine Mühe und Zuneigung bedanken. Einfach so. Aus tiefer Wertschätzung und ohne eine weitere Verpflichtung.
Eine wunderbare Idee! Alles wurde akribisch vorbereitet, und die Vorfreude bei uns allen stieg von Tag zu Tag. Als Wolf da nun im Juni 2015, im lockeren Sommeroutfit bei herrlichstem Wetter im Lokal vor uns stand und begriff worum es an diesem besonderen Wochenende eigentlich auf Mallorca ging, war seine Freude riesengroß. Bei uns allen natürlich auch. Es wurde für alle Teilnehmenden ein Wochenende für die Ewigkeit.

Simona und ich sind sehr dankbar, dass wir damals dabei waren… denn als uns gestern Abend mitgeteilt wurde, dass Wolf Davids im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen ist, kam zunächst der Schock – und dann die Dankbarkeit. Wolf so lange an unserer Seite gewusst zu haben, ist ein großes Geschenk. Er war ein wundervoller Mensch, ein großartiger Zuhörer und Impulsgeber. Wenn der Begriff „Branchenexperte“ nur ein einziges Mal vergeben werden dürfte – er hätte ihn verdient.
Er hatte die Gabe analytisch zu denken und faktenbasiert zu handeln, ohne dabei die Emotionen und emphatischen Werte zu vernachlässigen. Er war humorvoll, ohne jemals eine gewisse Tiefe zu verlieren. Anspruchsvoll, mit einer ihm typischen Leichtigkeit. Er fühlte sich der Branche immer ganz eng verbunden. Das war schon zu seinen Anfängen in den 70er, 80er Jahren so, als er mit einem Team damals echter Branchengrößen wie z.B. Erwin Michaelis, Ulli Junge und meinem Vater die „methodische Dienstleistung“ für Schwarzkopf ins Leben rief. Heute würde man so etwas einen „Game-Changer“ für die Friseurbranche nennen. Ich war noch ein Kind und konnte das alles nicht einordnen. Als ich viele Jahre später bei einem Projekt für Wella mit Wolf Davids erstmals zusammen arbeitet, war ich ganz stolz als er mich duzte. Und mein Vater war es auch, als ich ihm davon erzählte. Er sagte: „Jetzt bist Du dabei Dir Deinen eigenen Namen zu machen und aus meinen Fussstapfen heraus zu treten. Ich bin stolz auf Dich“. Ein Moment, welchen ich nie vergessen werde – und an dem somit Wolf auch seinen Anteil hatte.
Unsere Wege kreuzen sich seit dem immer mal wieder. Der Kontakt wurde enger und Simona und ich fühlten uns immer pudelwohl, wann immer wir etwas Zeit mit Gaby und Wolf Davids verbringen konnten. Als Intercoiffure-Mitglieder waren da all die zahlreichen Intercoiffure-Kongresse eine ideale Gelegenheit. Eine persönlich enge Freundschaft im klassischen Sinne wurde es nie, aber eine durchaus vertrauensvolle, wertschätzende Verbindung – bis zum Schluss. Wolf blieb auch nach seiner aktiven Zeit der Friseurbranche eng verbunden. Es kam immer mal wieder vor, dass er seinen „Mallorca-Freunden“ Facebook-Links schickte, in denen es z.B. um KI im Friseurhandwerk ging. Oder er informierte uns über branchenpolitische Themen, mit der Aufforderung, dass wir uns hier stärker einsetzen sollten. Auch gab er mir persönlich hin und wieder sehr wertschätzende Feedbacks zu meiner Top Hair Kolumne, die ich ja von ihm vor einigen Jahren übernommen hatte und bis heute fortführe.
„Im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen“. Das ist bei aller Trauer ein schönes Gefühl. Zu wissen, dass seine Herzensmenschen bei ihm waren, fühlt sich richtig an. Er hat es mehr als verdient.
Simona und ich sind tief betroffen und in Gedanken bei Gaby, seiner Familie und allen engen Weggefährten.
R.I.P. Wolf 🕯️🫶