Es geht (wieder) los

Mittwoch, der 1. August 1984: Mit der U-Bahn fuhr ich nach „Wandsbek-Gartenstadt“, um pünktlich um 09:00 Uhr im Büro von „Christel Umlauff“ zu sein. Ich weiß noch ganz genau wie ich mich fühlte. Ich weiß noch ganz genau was ich an diesem Tag alles erlebte. Ein aufregender Tag. Ein einschneidendes Erlebnis. Mein Start in den Friseurberuf… vor exakt 35 Jahren.

Ich schätze mal sehr vielen Leserinnen und Lesern geht es heute genau so wie mir. Man erinnert sich an seinen „ersten Tag im Berufsleben“. Und so aufregend wie wir das alle damals empfanden, wird es auch den zwei jungen Frauen und einem jungen Mann ergehen, die heute bei „Nicolaisen Intercoiffure Hamburg“ in das Berufsleben starten.

Eigentlich dachten wir, dass wir heute vier neue Auszubildende begrüßen dürfen. Doch eine Kandidatin, die bereits ihren Ausbildungsvertrag unterzeichnet, und uns noch am 10 Juli per Mail geschrieben hat wie sehr sie sich auf ihre Ausbildung bei uns freut, sagte letzte Woche ab. Auf unsere Frage was denn der Grund für diese überraschende Kehrtwende sei, bekamen wir zur Antwort dass sie keinen Grund angeben muss und sie ja sowieso innerhalb der ersten vier Monate ohne Grund ihren Ausbildungsvertrag hätte kündigen können. Nun mache sie dies eben schon vor dem Start der Berufsausbildung. Mit freundlichen Grüßen…

Das ist auch so ein Spiegelbild unser heutigen Zeit, oder? Hinter den Kulissen haben wir alles vorbereitet, Starter-Packs gekauft, beliebte Plätze bei unserer Berufsschule reserviert, Kooperationen mit dem „Ryf-Junior-College“ unterzeichnet, individuelle Ausbildungspläne erstellt, bei der Handwerkskammer angemeldet, und und und. Bei uns entstehen bevor ein Auszubildender seinen ersten Schritt in den Salon tätigt, Kosten von etwas mehr als 2.000 Euro pro Azubi. Von der Energie, dem persönlichen Einsatz und dem Zeitaufwand vorab der Ausbilder, der Salonmanagerin und der Büromitarbeiter ganz zu schweigen…

Dafür kann natürlich niemand etwas. Auch nicht die „Beinah-Auszubildende“. So etwas nennt man dann gern „unternehmerisches, persönliches Risiko“. Stimmt absolut. Aber dieser jungen Generation wird ja immer häufiger nachgesagt, dass sie zwar immer ihre „Rechte“, aber nicht wirklich immer ihre „Pflichten“ kennt. Das mag ich so im allgemeinen gar nicht unterschreiben, da ich bei unseren Auszubildenden, in meiner Nachbarschaft, bei unseren Freunden und insgesamt im privaten Umfeld eine ganz andere, deutlich positivere Wahrnehmung habe. Aber solch ein Fall zeigt mir, das die Welt nun einmal nicht so ideal ist wie ich es mir gern immer erträume. Und mit „Pflicht“ meine ich in diesem Fall nicht die gesetzliche, sondern die gesellschaftliche Pflicht. Es wäre uns gegenüber einfach nur nett, wertschätzen und fair gewesen, wenn man uns den Grund für diese kurzfristige Absage mitgeteilt hätte. Vielleicht hätten wir uns intern darüber amüsiert oder geärgert – aber vielleicht hätten wir daraus auch für die Zukunft etwas lernen können. Eine begründete Absage hätte uns die Chance gegeben, dass wir uns weiter verbessern können. Ich denke, das wäre uns gegenüber fair gewesen. Schade, dass es anders kam.

Ich wünsche unseren drei neuen Heldinnen und Helden nicht nur heute einen ganz spannenden Tag, sondern ich wünsche mir vom Herzen, dass wir in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren den jungen Menschen die Faszination für diesen wunderbaren, kreativen und anspruchsvollen Beruf vermitteln können. Und das sie richtig geile Friseure werden! Dabei wünsche ich sowohl der Salonmanagerin Syringa Helweg, als auch den Ausbilderinnen Amy Schogs und Alena Böckmann viel Erfolg, viel Spaß und ganz viele tolle Momente.

Herzlich willkommen bei Nicolaisen – Lars Nicolaisen