Manchmal frage ich mich ernsthaft (!) ob ich zu blöd bin – oder die Welt um mich herum einfach dumm ist. „Cyper Weeks“, „Mega Deals“ und natürlich „Black Friday“. In den letzten Tagen konnten wir uns alle vor Super-Sonder-Schnäppchen-Angeboten kaum retten. Heute wird der Handel mit dem „Black Friday“ seinen vorläufigen Höhepunkt erleben. Rabatte wohin man nur schaut. Schön blöd wenn man da nicht zuschlägt, oder?

Nun will und werde ich niemanden kritisieren, der in diesen Tagen viele Euro beim Kauf von bestimmten Waren spart. Doch möchte ich mir doch die Frage erlauben, wohin uns diese Entwicklung geführt hat. Gibt es überhaupt Gewinner?

Da ist zunächst der Internethandel, allen voran Amazon, die diesen „Black Friday“ erst zu dem gemacht haben was er heute ist. Klar wurden in den letzten Tagen – und besonders heute – riesige Umsatzzahlen erzielt. Ich denke uns würde alle schwindelig werden wenn wir die Zahlen wüssten. Doch da bei diesen günstigen Preisen ja dennoch Gewinne erwirtschaftet werden wollen, frage ich mich wie die entstehen. Sind die „normalen“ Preise mit einer so hohen Marge kalkuliert, dass man ruhig 50, 60 oder 70% Preisnachlass gewähren kann und dennoch ansprechende Gewinne erzielt? Dann wäre ein „Normalpreis“ ja fast als unmoralisch zu bezeichnen. Oder werden Hersteller von riesigen Händlern wie Amazon & Co so geknebelt, dass immer billiger und mit immer höherem Druck produziert werden kann? Dann wäre dies nachteilig für Angestellte und würde die Qualität senken. So oder so… bei mir bleibt am Ende immer ein fader Beigeschmack gegenüber Produkt und/oder Händler, wenn ich Rabatte von 50% und mehr entdecke. Mein Gefühl ist dabei selten gut.

Noch schlimmer schaut es beim stationären Handel aus. Existenzängste drängen den Einzelhandel solche Rabattschlachten wie den „Black Friday“ mitzumachen, ganz einfach aus der Angst heraus sonst auch die letzten Kunden zu verlieren. Das der Einzelhandel im Gegensatz zum Internethandel jedoch meist teure Mieten und (hoffentlich gut ausgebildete) Angestellte bezahlen muss – und damit oftmals einen ganz anderen Kostendruck hat – bleibt nach meinem Kenntnisstand am Ende solcher Aktionen oftmals ein Verlustgeschäft. Der Umsatz war zwar zufriedenstellend, hat aber die Kosten nicht gedeckt. Das kann nicht gut gehen. Was bleibt sind immer mehr Schließungen von ehemals gut eingesessenen Geschäften. Ganz besonders hart ist dies für individuelle Familienunternehmen, die keinem größeren Verband angehören. Unsere Innenstädte und Einkaufszentren verkommen zu austauschbaren und seelenlosen Orten, wo man immer nur noch die üblichen verdächtigen Anbieter findet. Marketing vor Menschlichkeit.

Gewinnt denn zumindest der Kunde bei diesem ganzen Spar-Wahnsinn? Im ersten Moment kann man dies ganz klar mit einem „JA“ beantworten. Länger darf man darüber jedoch nicht nachdenken. Denn was machen solche Rabatt-Aktionen mit uns? Kaufen wir zB einen Fernseher noch mit einem guten Gefühl zum Vollpreis? Oder fühlen wir uns dann als Vollpfosten? Dank Saturn wissen wir doch dass „Geiz geil“ ist. Also wurden wir in den letzten Jahren so erzogen, dass wir immer auf die nächste Aktion warten. Einkaufen zum Normalpreis gibt einem immer seltener ein gutes Gefühl. Auch ich war (als privat leidenschaftlicher Videospieler) vor 2-3 Jahren noch ganz nervös wenn die „Black Friday“ Angebote eintrudelten. In diesem Jahr lässt mich das völlig kalt. Warum? Weil ich weiß, nach dem „Black Friday“ kommen die nächsten „Super-Sales“, „Christmas-Deals“ oder „Cyper-Hyper-Magic-Sparwahnsinnstage“. Wer heute nicht spart macht es halt morgen. Es ist egal geworden.

Was all diese Aktionen zumindest geschafft haben ist eine Entwertung von Produkten. Schon vor 30 Jahren hat ein schlauer Mensch bei mir im Salon eine Shampoo-Flasche in die Höhe gehalten und mich gefragt was dieses Produkt wert ist. Als ich anfing zu stammeln, dass es sehr wertvoll ist weil es doch Awapuhi- und Limettenextrakte enthält, drehte er die Flasche um, zeigte auf das Preisetikett und sagte: „Das Produkt ist immer nur so wertvoll wie der Preis.“ Das hat in mir sofort etwas ausgelöst. Und ich denke auch 2018 noch daran. Wenn ich mit einem Fernseher liebäugle der 2.000 Euro kostet, und der beim „Black Friday“ für 599 Euro angeboten wird, wie viel Wert hat dieser Fernseher dann für mich? Richtig, 599 Euro, keinen Cent mehr. Und wenn der Fernseher nach dem Super-Deal wieder für 2.000 Euro im Regal steht, überlege ich mir ernsthaft diesen noch zu kaufen? Im Leben nicht. Somit sind diese „Black Fridays“ für mich auch immer eine Phase der Entwertung von Produkten.

Komme ich zum Schluss meines Beitrags. Ich hoffe ich sitze nicht schon mit einem Bein im Gefängnis, schließlich habe ich jetzt ganz oft die Bezeichnung „Black Friday“ verwendet. Das ist eventuell gefährlich. Seit dem Jahre 2013 besteht laut Registerauszug nämlich tatsächlich ein Schutz für die Wortmarke „Black Friday“ in Deutschland. Der Markeninhaber, die Super Union Holdings Ltd. aus Hong Kong, hat die ausschließlichen Nutzungsrechte an eine Black Friday GmbH abgetreten, so dass diese mögliche Rechte aus der Marke geltend machen kann. Sprich: Der Einzelhandel darf, um den Irrsinn aus dem Internet mitzumachen und sich am Ende selbst zu schädigen, auch noch an dubiose Gesellschaften Markenrechte bezahlen. Der Wahnsinn geht weiter…

By The Way: Wir machen den ganzen Preiswahnsinn nicht mit. All unsere Preise sind immer fair kalkuliert. Bei uns bekommen Sie vielleicht am „Black Friday“ nichts günstiger, dafür bezahlen Sie an allen Tagen im Jahr immer den besten Preis. Ich hoffe das gibt Ihnen immer ein gutes Gefühl.

Herzlichst, Lars Nicolaisen