Alle lieben Ed Sheeran, aber wer komponiert mit ihm eigentlich die wundervollen Songs? Alle verehren Messi und Christian Ronaldo, aber wer sind die Menschen die diese Sportler zu Ausnahmefussballern gemacht haben? Was haben wir Obama an den Lippen gehangen und gelauscht – aber wer hat eigentlich seine Reden geschrieben? Die Welt braucht „Stars“, braucht Helden zu denen man aufblicken kann. Aber diese Helden brauchen ebenfalls Menschen an ihrer Seite die sie begleiten, motivieren und bis zur Perfektion unterstützen.

Dies zählt nicht nur für Weltstars, sondern eigentlich für uns alle. Eltern die ihre Kinder unterstützen – und später anderes herum. Männer die von starken Frauen gestärkt werden – oder gleich anders herum. 😉  Und das zählt auch für unsere Friseurszene.

Die deutsche Friseurszene hat einen Stern am Himmel, über den national und international viel berichtet wird. Ein Typ, der gerade dabei ist nichts geringeres zu tun als die weltweite Friseurszene nachhaltig zu verändern. Frank Brormann, unglaublich talentierter Friseur und Erfinder des „Calligraphen“ und des „Calligraphy Cuts“. Ich bewundere Frank seit Jahren und kann seine Energie und seine Liebe zu unserem Beruf gar nicht genug loben. Aber auch Frank wäre heute nicht da, wenn es nicht äußerst talentierte Menschen geben würde, die ihn und seine Vision mit völliger Hingabe unterstützen. Einer von ihnen ist Julian Seidel. Und da gerade alle über Frank schreiben, schreibe ich heute über Julian.

Julian Seidel ist zwei Monate nach meinen Start ins Berufsleben zur Welt gekommen. Ich habe im August 1984 in Hamburg die Friseurlehre begonnen, Julian erblickte im Oktober 1984 in Gütersloh das Licht der Welt. Wie bei mir so wurde auch er in eine Friseurfamilie hineingeboren. Die Berufswahl war früh geklärt. Nach der Ausbildung arbeitete er im elterlichen Betrieb und war Volontär bei Wella. Dort nahm er alles mit was er konnte, jedes fachliche Seminar, jede Rhetorik- und jede Bühnen Ausbildung. Seinen Meisterprüfung hat er erfolgreich in der hoch angehenden Meisterschule „Meininghaus“ abgeschlossen, kam dann in meine Heimatstadt nach Hamburg und arbeitete hier bei „Vidal Sassoon“, wo er auch erste Seminare gab. Nach gut zwei Jahren zog es ihn zurück ins elterliche Unternehmen mit sieben Salons, wo er gemeinsam mit dem Bruder Verantwortung übernahm.

In der Zeit lernte er Frank Brormann kennen, der schon damals mit einem ersten Prototypen seines heutigen Calligraphen, Friseure von der Sinnhaftigkeit seiner Erfindung überzeugen wollte. Julian lachte laut los und sagte zu ihm: „Ey Frank, ich bin ein „Sassooner“. Ich werde niemals mit einem Messer schneiden.“ Nach nur einem einzigen Versuch an einem Übungskopf war Julian völlig elektrisiert, besuchte kurz darauf ein „Blackstar Seminar“ bei Frank Brormann und hat sich seit dem mit Haut und Haar dieser revolutionierenden Technik verschrieben.

Inzwischen passt zwischen Julian Seidel und Frank Brormann kaum mehr ein Blatt Papier. Bei allen großen nationalen und internationalen Shows steht Julian Seite an Seite mit Frank Brormann. Egal ob bei den „Top Hair Trend & Fashion Days“ in Düsseldorf, ob beim Intercoiffure Kongress „Mondial Performance“ in Paris, oder bei der Loreal Trend Tour. Und sogar bei der ersten großen Show in den USA, dem Intercoiffure Kongress in New York 2015, stand Julian Seidel nicht nur auf der Bühne, sondern war er gemeinsam mit Frank Brormann für das Konzept und die anschließenden Workshops verantwortlich. Das war der Moment wo Julian eine weitere neue Liebe für sich entdeckte: die Vereinigten Staaten von Amerika!

Sehr viele amerikanische Friseure haben Interesse an dem „Calligraphy Cut“, dieser völlig neuen Kunst des Haarschneidens, welche in Europa immer mehr Fans gewinnt. Nicht Frank Brormann, sondern Julian Seidel fliegt deswegen öfters in die USA um dort auf der Bühne zu arbeiten und Seminare in Salons zu geben. Er liebt das. Er liebt die amerikanischen Friseure – und sie scheinen Julian zu lieben. Der Wunsch vieler amerikanischer Kollegen ist, dass nicht Frank Brormann, sondern Julian Seidel das „Gesicht“ für „Calligraphy Cut“ in den USA wird. Es wäre der nächste Schritt, der Schritt aus dem Schatten von Frank Brormann. Frank hat gar nichts dagegen, er freut sich über die Entlastung und freut sich für Julian. Er hat es verdient! Julian freut sich ebenso, obwohl er sich schon seiner deutschen Wurzeln bewusst ist und unbedingt weiterhin in Gütersloh seinen Lebensmittelpunkt behalten möchte. Aber so mehrmals im Jahr von Gütersloh nach New York, Chicago, Dallas, L.A. & Co fliegen – das hat schon was. Dafür brennt er! Er bildet in den USA übrigens nicht nur Friseure aus, sondern – ganz wichtig (!) – Julian bildet US-Friseure zu Calligraphy-Trainer aus! Erst wenn amerikanische Friseure ihren amerikanischen Kollegen diese tolle neue Schneidetechnik beibringen und trainieren können, kann „Calligraphy Cut“ in dem riesigen Land ein nachhaltiger Erfolg werden.

Unglaublich, oder? Ein Friseur aus Gütersloh mit knapp 100.000 Einwohnern sorgt dafür, das ein Land mit knapp 330 Millionen Einwohnern eine neue Schneidetechnik kennenlernt, die ein Friseur aus Oelde (30.000 Einwohner) erfunden hat. Es sind diese Geschichten die leider zu selten erzählt werden, die jedoch mein Herz erfreuen und zeigen, was alles in unserem tollen Beruf möglich ist. Und heute wollte ich diese Freude einmal mit meinen Lesern teilen.

Ich wünsche uns allen ein schönes Wochenende. Mit herzlichen Grüßen, Lars Nicolaisen