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Lars Nicolaisen:

Ich gebe zu, ich habe heute Nacht unruhig geschlafen und des öfteren in der Nacht auf den  Liveticker der Tagesschau geschaut. Und das was ich da laß, hat mich noch unruhiger  weiterschlafen lassen. Heute früh dann die Bestätigung: Knapp 52% der Briten stimmten für „leave“ und somit für den Austritt aus der Europäischen Union.

Mein Gedanke dazu: Die Briten gewinnen für einige Tage ihren Stolz zurück, verlieren jedoch die Zukunft.

Mich erschüttern heute morgen zwei Dinge:

1 – Im Radio und TV spricht man von einer „hohen Wahlbeteiligung“ von gut 72%. Was ist daran bitte hoch? Mehr als jeder vierte Brite ist bei einer solch entscheidenden Wahl nicht zur Wahl gegangen! Wie ignorant, kurzsichtig, unpolitisch und/oder blöd muss man sein, um bei einer solch alles entscheidenden Wahl, bei der es schlicht und einfach um „ja“ oder „nein“ ging, nicht von seinem Mitbestimmungsrecht gebrauch zu machen?

2 – Die Konsequenz dieses Referendums ist zumindest für mich noch nicht überschaubar. Es bestätigt jedoch mein Gefühl, dass sich unsere Gesellschaft in der westlichen Welt in einer ganz gefährlichen Situation befindet. Terrorangst, Finanzkrise, Globalisierung…. die Welt wird immer komplexer und komplizierter. Hierauf die richtigen Antworten zu finden ist ebenso komplex und kompliziert. Die Menschen begreifen jedoch viele Zusammenhänge nicht mehr und sehnen sich nach einfachen, verständlichen Antworten. Das ist nachvollziehbar (ich verstehe so einige Zusammenhänge ja auch nicht), aber meiner Auffassung nach sind einfache Antworten sehr oft falsch und gefährlich.  Und wenn mein Leben mir eines gezeigt hat, dann dass man Probleme und komplizierte, schwierige Situationen nur gemeinsam und niemals (!) alleine lösen kann.

Was für eine Nacht, was für ein Einschnitt in unser aller Leben. Aber es hat auch etwas positives: Jetzt ist wieder Leben in Europa! Die Europäische Union wird sich neu ausrichten müssen. Die Krise kann man also definitiv auch als Chance begreifen! In Brüssel darf es jetzt nicht weiter gehen wie bisher, sondern muss deutlich mehr auf die Gefühle, Belange und Bedürfnisse der Einwohner in Europa eingehen. Die Lehre aus dem Brexit sollte für uns alle sein: Jetzt müssen wir erst recht zusammenwachsen!