blog16-08-22

Lars Nicolaisen

Gestern in Hamburg. Es ist Sonntag. Die Sonne scheint. Endlich mal wieder. Und wo fahren Simona und ich hin? An den Strand? An die Elbe? In den Stadtpark? Zu den Cyclassics? Nein, ins Museum. Genauer gesagt ins Museum für Kunst und Gewerbe. Dort ist noch bis kommenden Sonntag die Ausstellung „Sneaker, Design für schnelle Füsse“ zu sehen. Eine Ausstellung die sich Simona unbedingt anschauen wollte.  Und so haben wir unseren freien Sonntag genutzt und haben die Zeit im Museum genossen.

Oft haben wir gestern bei unserem Besuch an unsere meist jüngeren Mitarbeiter gedacht. Wer von ihnen war wohl wann das letzte Mal in einem Museum? Das kommt sicherlich nicht häufig vor. Nicht weil wir ungebildete oder uninteressierte Mitarbeiter haben – im Gegenteil! Aber die meisten Ausstellungen beschäftigen sich mit der Vergangenheit. Wir jedoch leben im Hier und Heute. Wir beschäftigen uns mit Trends und Zukunftsvisionen. Da sind Museen nicht unbedingt der geeignete Ort für – aber Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel. Und solche eine „Ausnahme“ ist das Museum für Kunst und Gewerbe. Es ist neben den Deichtorhallen unser beliebtestes und meist besuchtes Museum in Hamburg. Und jetzt hat man sich dort dem Thema „Turnschuhe“ gewidmet. 

Turnschuhe – oder besser „Sneaker“  genannt – erregen erstmals 1985 als Teil der Hiphop- und Jugendkultur eine größere Aufmerksamkeit. Das ist auch das Jahr, in dem Joschka Fischer sich in Turnschuhen zum hessischen Landesminister vereidigen lässt. Dies trug ihm damals noch den Spott-Namen Turnschuhminister ein. Sneaker, von to sneak (engl., schleichen) haben sich still, heimlich und leise vom zweckgebundenen Turnschuh in die Mitte unserer Gesellschaft geschlichen. Rund um die Welt sind sie zu einem entscheidenden Accessoire des modernen Großstadtmenschen geworden. Etwa ein Dutzend große Marken – und hunderte von kleinen – streiten sich um die Gunst der Käufer. Was Simona und ich schon lange beobachten und was uns wirklich fasziniert ist, dass der Kampf um die Kunden in diesem „Massenmarkt Sneaker“ so gut wie nie mit Preiskämpfen, sondern vielmehr mit Qualität, coolem Image und hippes Design geführt wird. Davon dürfte sich unsere  Branche mal gern eine Scheibe abschneiden.

Als erste größere Schau zum Thema in Deutschland behandelt die Ausstellung das Phänomen der Sneaker-Kultur aus verschiedenen Blickwinkeln, beleuchtet ihre Bedeutung in der Jugendkultur, das Design, die Marketingstrategien der Hersteller und die Sammlerszene. Simona und ich waren wirklich total begeistert von der Ausstellung und legen sie jedem Sneaker-Freund ans Herz. Wer in und um Hamburg lebt und sich bis zum kommenden Sonntag 1-2 Stunden hierfür Zeit nehmen kann, wird es sicherlich nicht bereuen.

Als wir am Mittag dann das Museum verließen, begrüßten uns große Wolken am Himmel. Die Sonnenscheindauer war dann doch nicht so großzügig ausgefallen wie angekündigt. Uns war es egal. Seit gestern Mittag habe ich ein anderes Verhältnis zu meinen Sneakern. Und Simona fühlt sich bestätigt. Sneaker sind nicht einfach nur Turnschuhe. Sie sind ein trendorientiertes, kulturelles Statement!